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Kriegsgefangenpost

Begonnen von Sprotte, 03. Oktober 2009, 17:48:49

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Sprotte

Habe mehrere Kriegsgefangenpost Belegen erhalten,wovon ich ein
paar zeigen möchte.
Verbunden mit ein paar fragen.
Weiss jemand vielleicht näheres über dieses Lager,und was bedeutet
"AJ" und Dep.Gen. "S"?
Der eine Beleg mit Polnische Marke hat als Absender Olesnica
Polnische Zone.
Wie lange mussten die entlassenen im Quarantäne Lager Bleiben?
Martin.


Sprotte


Sprotte


Sprotte


name301

Leider sind meinen Kenntnisse bzgl Kriegsgefangenenpost sehr gering.

Sehr interessant finde ich aber den Beleg aus Polen. Es kam sicherlich nicht häufig vor, dass jemand aus Polen an einen Deutschen Kriegsgefangenen Post geschrieben hat, denn auch die Adresse muss bekannt gewesen sein, was in den Nachkriegswirren sicherlich nicht ganz einfach war.

Ist der Absender ein Deutscher, besteht evtl sogar Namensgleichheit?
Ist der Brief aus den besetzten deutschen Ostgebieten geschrieben worden oder aus dem "Restpolen"?

Auf jedenfall ein sehr interessanter Beleg.

Gruss
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Sprotte

Ich werde die rückseite nochmal einscannen.

Martin.

Sprotte


name301

Der Brief ist aus Olesnica, deutsch Oels , Niederschlesien, Nähe von Breslau.

Siehe hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ole%C5%9Bnica

Wenn ich den Namen des Absenders richtig lese, dann müßte er Franke heißen, genau wie der angeschriebene Soldat, also waren die Beiden sehr wahrscheinlich verwandt.

Sicherlich ein sehr seltener Nachkriegsbrief einer Deutschen aus den besetzten Ostgebieten an Ihren kriegsgefangenen Verwandten, der viel über die Tragödie des Krieges aufzeigt:
Ein Deutscher schreibt aus seiner ehemaligen deutschen (jetzt polnischen Heimat) an einen Familienangehörigen , der in Italien im KGF-Lager sitzt.

Ist der Brief mit Inhalt?
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Sprotte

@Ist der Brief mit Inhalt?
Leider nein.
Danke für dein Link.Vielleicht stammt der Brief von seine Eltern?
gruss Martin.

Arkul

Ich hatte vor wenigen Tagen die Gelegenheit, beim 91-jährigen Oskar Schmitt seine wenigen, aber sehr interessannten Gefangenenpost-Belege zu sichten und mit ihm über Details zu sprechen.
Die Lehre als Tischler beendete er mit 17,5 Jahren und ging danach für ein halbes Jahr zum RAD (Reichsarbeitsdienst) nach Frankreich, um beim Bau am Westwall zu arbeiten (August 1942 bis Januar 1943). Mit seinem 18. Lebensjahr erhielt er im Januar 1943 den Einberufungsbefehl zur Pionierausbildung nach Siegen, danach erfolgte die praktische Ausbildung bei Lyon (im Südosten Frankreichs) bei der Infant.Pion.Ers.Kp. 6.
Im Sommer 1943 verlegte die Einheit von Frankreich mittels Pferdefuhrwerken über die Alpen nach Rimini (an der italienischen Adriaküste), wo Schmitt in der 2. Kompanie des Grenadier-Regiments 1060 gegen die Invasion der Amerikaner eingesetzt wurde.                                                                                         
Nach heftigen Gefechten um die Ortschaft Lajatico (italienisches Dorf in der Toskana, Provinz Pisa) wird der Gefr. Schmitt seit dem 12.07.1944 vermisst (Brief des Kdr. der Dienststelle der Fp# 11 402 B vom 19.7.1944 an die Eltern von Oskar).
Oskar sagte mir: der Ami hat uns am 12.Juli  mit Panzern überrollt, wir haben nicht mehr geschossen und uns ergeben. Dann sind wir in das Aufnahmelager "Camp 326" bei Neapel gebracht worden. In Neapel wurden wir mit amerikanischen Schiffen (über Gibraltar) über einen Zeitraum von 4 Wochen nach Amerika verschifft und dort interniert.

Fortsetzung folgt: Gefangenschaft in Amerika und Frankreich

MfG  Arkul

Arkul

Nach reichlichen vier Wochen kommt Kriegsgefangener Schmitt im Kriegsgefangenenlager "POW Camp Clarinda" an und wird hier am 22.09.1944 registriert (Gefangenen-Nr. 81G-261243).
Hierzu habe ich die Registrierungskarte ( 05-USA-III ) eingestellt. Mehrere Monate konnte Schmitt tagsüber bei einem Bauern arbeiten, um abends ins Lager zurückzukehren.
Von hier schrieb er am 13.8.1944 ( 07-USA-II ) und am 2.11.1944 ( 09-USA-I ) Briefe mit Inhalt, die sowohl in den USA als auch in Deutschland geprüft wurden.
Nach dem Ende des II.WK glaubten die Gefangenen, nach Deutschland entlassen zu werden. Ein Schiffstransport brachte sie bis Frankreich, wo sie erneut interniert wurden.

Fortsetzung folgt: Gefangenschaft in Frankreich

MfG  Arkul

Arkul

In Frankreich kam er ins Kriegsgefangenenlager "Lager 213, Sarrebourg / Moselle" . Sarrebourg ist eine französische Gemeinde im Département Moselle in der Region Lothringen. Sie liegt in einem weiten Becken am Oberlauf der Saar. Die nächsten Großstädte sind Straßburg, Saarbrücken und Nancy.
Zur Arbeit wurde er außerhalb des Lagers bei einem Panzerminensuchkommando eingesetzt, was ihn als ausgebildeten Pioniersoldaten keine Probleme bereitete. Bei einer günstigen Gelegenheit im Gelände flohen er und sein Kumpel im Sommer 1946 Richtung Heimat. Auf deutschem Boden half man ihnen mit Essen und Geld.

Am 8.9.1946 kam Oskar Schmitt unversehrt in seinem Heimatort Rönshausen (amerikan. Zone) an und wurde registriert ( 11-Meldeschein.jpg ).

Aus Frankreich erreichten 2 Briefe ( vom 3.2.46 und 6.6.46 ) die Heimat. Interessant sind auch die Suchmeldungen des DRK, besonders die Mitteilung des Internationalen Roten Kreuzes aus Genf über die Radioverbreitung am 24.6.1946.
Bemerkenswert die Antwort vom Roten Kreuz aus Sinsheim auf einem (gestrichenen) Feldpostkarten-Vordruck.

MfG  Arkul