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Luftfeldpost Franzose mit Rätsel

Begonnen von leger_de, 08. Januar 2011, 15:27:10

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leger_de

Habe hier mal einen recht kuriosen Luftfeldpostbrief eines vermutlich französischem Freiwilligen in Richtung Front-Heimat.
Absender ist beim Heer (FP-Nr. 04049 = Ortskommandantur  (I) 865 => U: Wehrmachtbefehlshaber Ostland); Nachnamen von Absender und Empfänger in Frankreich sind identisch, wenn auch nicht eben typisch französisch (Kusnetzoff hört sich für mich auch eher russisch an). So weit, so gut!
Als ich dann den Faltbrief öffnete, wurde das Ganze aber nicht einfacher: Über dem Brieftext steht "Russisch geschrieben" und so ist es dann wohl auch! Wie ist das zu erklären? Waren das evtl Exil-Russen?
Viel Spass beim Rätselraten wünscht
leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

name301

Was mir auffällt, es werden in der Adresse einige deutsche Bemerkungen zugefügt,
wie Frau Ku... usw, dadurch würde ich darauf schließen, dass der Absender sehr gut deutsch spricht und schreibt, auf keinen Fall aber muttersprachlicher Franzose ist.

Und dann noch der russische Inhalt, das ist schon sehr seltsam. Wenn der nicht wäre, würde ich sagen, der Absender ist ein Deutscher.

Baltendeutsche würde ich ausschließen, auf die paßt der Name Kusnetzow nicht.

Nach dem ersten Weltkrieg sind bekanntlicherweise viele Russen nach Frankreich emigriert.

Eine deutsche Übersetzung des Inhaltes wäre recht hilfreich, hast Du keinen Landsmann in der Nachbarschaft?

Gruss
Name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

leger_de

Moin, da hast Du recht, was die Benutzung deutscher Worte (Frau / bei) in der Adresse angeht. Insgesamt kann ich mir da trotzdem noch keinen Reim darauf machen. Ich würde sicher auch eher in Richtung Exil-Russen in Frankreich tippen.
Ãœbersetzen wäre sicher ne tolle Sache, nur leider ist mein Russisch sehr dürftig und (glücklicherweise) sind die "russischen Landsmänner" nach 1990 abgezogen.  ;)
Beste Grüße
leger_de
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name301

Ich meinte eigentlich Russlanddeutsche, von denen zumindest bei mir in der Nachbarschaft der eine oder andere wohnt.
Dass selbst an der Küste die Russen mittlerweile abgezogen sind, wußte ich aber schon 8)
beste Grüße
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

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#4
Toller Beleg ! ! !

Karolus

Hallo,
nach der russischen Oktoberrevolution mussten sich die "weißen" Verbände unter General Wrangel nach Süden - zur Krim hin zurückziehen. Von Dort wurden die Truppen und Teile der geflohenen Bevölkerung von alliierten Schiffen gerettet. Viele der Russen wurden in er Folge in den Balkanstaaten sesshaft, so wurden viele von Serbien aufgenommen. Auch in der Fremde hielten sie zusammen und gaben die Hoffnung einer Rückkehr nicht auf. Serbien wurde die zweite Heimat vieler Kosaken, die auch dort, von der Regierung geduldet, ihre Tradition fortsetzten. Nach Beginn der dt. Offensive gegen die Sowjet Union entstand dort das "Russische Schutzkorps", das zu einer der besten Legionseinheit wurde. Die Emigranten, die es sich leisten konnten, gingen nach Frankreich und anderen westlichen Ländern und meldeten sich zu Beginn des Ostfeldzuges bei dt. Dienststellen. Die russischen Legionseinheiten hatten vielfach ehemalige zaristische Offiziere, die längst Staatsangehörige westlicher Staaten waren. Mir liegt ein Brief vor, Absender ein Harum-el-Raschid Bey, in Frankreich beschäftigt, der sich bei den Deutschen 1942 meldete, im Mai 1944 Kommandeur des Osttürkischen Waffenverbandes wurde. Der Briefschreiber des obigen Briefes war sicher als Dolmetscher bei der deutschen Einheit.
Meint Karolus.     

Postschutz

Zitat von: Karolus in 10. Januar 2011, 09:53:38
Mir liegt ein Brief vor, Absender ein Harum-el-Raschid Bey, in Frankreich beschäftigt, der sich bei den Deutschen 1942 meldete, im Mai 1944 Kommandeur des Osttürkischen Waffenverbandes wurde.

Hallo Karolus,
danke für deine ausführliche Informationen!
Mir wurde übrigens der Brief, wie hieroben von dir genannt, sehr interessieren! SS-Standartenfuhrer Wilhelm Hintersatz (auch Harun-el-Raschid Bey wegen Religionsanderung zum Islam), SS-Nr.496147, wurde laut Tagesbefehl Nr.10/45 des SS-Hauptamtes am 20.10.1944 ernannt als Kommandeur der Ostturkischen Waffenverbande der SS.
Also eine recht interessante Person! Bitte stelle doch der Brief mal ein hier im Forum, das wäre sehr lehrreich fur jeden von uns! Danke im voraus!

Grüße Postschutz.
Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine  historische und postalische Gesamtschau"

Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"

Sprachfuehrer

Zitat von: leger_de in 08. Januar 2011, 15:27:10
Als ich dann den Faltbrief öffnete, wurde das Ganze aber nicht einfacher: Über dem Brieftext steht "Russisch geschrieben" und so ist es dann wohl auch! Wie ist das zu erklären? Waren das evtl Exil-Russen?
Viel Spass beim Rätselraten wünscht
mit dem Lesen kann ich dir helfen
Gruss
Andrej
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leger_de

Hallo, das wäre echt klasse. Ich habe auch noch andere Belege in russischer Sprache, deren Inhalt natürlich für mich sehr interessant wäre.
Beste Grüße
leger_de
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