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Briefwechsel zwischen Ukraine und Ungarn

Begonnen von Postschutz, 28. August 2013, 12:36:33

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Postschutz

Hallo,

Mochte Heute mal 2 besondere Belege vorstellen. Es betrifft einen Schriftverkehr zwischen Vater und Sohn. Der Sohn befand sich in das Kinderlandverschickung (KLV) Lager 83 in Magocs (Baranya / Ungarn). Nachdem die Aufnahmegebiete der KLV sich vorerst hauptsächlich im Deutschen Reich und in den eingegliederten Gebieten (Wartheland, Sudetenland, usw.) befanden, wurden seit 1941 / 1942 auch Kindern zur Tschechei, Dänemark und Ungarn verlagert.
Der Vater war Meister der Schupo beim Kommandeur der Schutzpolizei in Kiew (Ukraine). Es betrifft hier also einen Schriftverkehr zwischen Ungarn und der Ukraine und umgekehrt.
Interessanterweise wurden beide Belege von der SS-Feldpostprufstelle in Berlin überprüft.

Beste Grusse Postschutz.
Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine  historische und postalische Gesamtschau"

Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"

leger_de

Hallo Postschutz,
sehr schöne und interessante Belege. Das Thema Postverkehr zwischen Soldaten und KLV-Lagern im Ausland ist bisher auch recht wenig dokumentiert. Grundsätzlich würde ich diese Belege auch unter der Rubrik "Feldpostverkehr deutscher Soldaten mit dem Ausland" einordnen, da die Post hinsichtlich Frankatur und Postbestimmungen meines Erachtens genau so behandelt wurde. Kennt jemand ggf. besondere Bestimmungen zum Postverkehr deutscher Soldaten mit Kindern in KLV-Lagern dem Ausland?
Aus der selben Korrespondenz konnte ich ebenfalls 5 Belege erwerben, die ich hier einmal ergänzend zeigen möchte.
Ausgesprochen interessant finde ich dabei die unterschiedliche Handhabung der Zensur sowohl in Richtung F-H als auch H-F.
3 Briefe wurden lediglich von der SS-Feldpostzensurstelle geprüft und dann nicht mehr von der OKW-Zensur (selbst bei dem Retour-Beleg nicht!). 2 weitere Briefe wurden hingegen nicht von der SS-Zensur sondern nur von der OKW-Zensur geprüft. Und dann im Falle des Retour-Briefes auch vorschriftsmäßig in beiden Richtungen.
Ich habe dazu noch keine Erklärung. Hat jemand eine Idee?
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Postschutz

Hallo Leger_de,

Auch Du besten Dank für diese interessante Briefe!
Nun, zu deinen Fragen kann ich beisteuern, aber bevor ich das mache ist es vielleicht erstmals gut zu wissen von welcher Zensurstelle die verschiedenen Briefen nun ‘überprüft‘ wurden.
1. SS-Feldpostprüfstelle Berlin, 2. ABP Wien, 3. SS-Feldpostprüfstelle Berlin, 4. Zweigstelle Südost der SS-Feldpostprüfstelle in Wien, 5. ABP Wien. Vorschriftsmäßig, im Sinne Post nach und aus Ungarn, also die richtige Prüfstellen.

Die unterschiedliche Zensuren sind wie folgt zu erklären. Der 1. Brief wurde Korrekt abgewickelt, also von einer SS-Zensurstelle. Einfacher Grund dafür war das hier äußerlich der Vermerk „SS-Feldpost“ und  / oder auch eine Polizei-Absenderanschrift spürbar war.
Die Feldpost der Einheiten der Gendarmerie, Orpo und Schutzpolizei in Kiew wurde nämlich von der Deutschen Dienstpost Ukraine abgewickelt. Der DDP-Beamter der die Post weiterzuleiten hatte, wusste also jetzt das diese Auslandspost an eine SS-Zensurstelle weitergeleitet werden sollte. Das gleiche gilt, obwohl in umgekehrter Richtung (und keine Bearbeitung von einer DDP) für Brief 3.
Briefe 2 und 5: Hier befand sich der Absender anscheinend im Operationsgebiet (daher Feldpostnummer) und die Briefe wurden von ein Feldpostamt (daher Feldpostnormstempel) der DDP Ukraine (Brief 2) zugestellt oder an die zuständige Feldpostleitstelle weitergeleitet (Brief 5). Der jeweilige Beamter war es entweder nicht klar dass es hier um „SS-Feldpost“ ging (obwohl Polizei-Briefstempel abgeschlagen wurden), oder er wusste nicht das diese Briefsendungen ‘grundsätzlich‘ einer SS-Zensurstelle zugesandt werden sollten.
Brief 4: gleich wie Brief 5, wurde aber dementsprechend korrekt weitergeleitet.

Allgemein kann man sagen das Feldpostsendungen von Polizeiangehörige ins Ausland (oder umgekehrt) sowohl von SS-Zensurstellen als auch von Auslandsbriefprüfstellen überprüft wurden.  Hier waren die Vorschriften und Regelungen nicht so abgegrenzt und eindeutig wie zum Beispiel bei der Feldpost der Waffen-SS-Angehörige.
Zuweilen kam es auch vor das von den SS-Zensurstellen nicht genügend oder fähige Prüfer herangezogen werden konnten, die Briefe wurden dann einer Auslandsbriefprüfstelle zur Verfügung gestellt………und nicht vergessen, wie schon öfter geschrieben……die Feldpost hatte zuweilen ihre eigene ‚Gesetze‘…..

Weiteres zum Thema könnt ihr Lesen in mein im November 2013 herauszugeben Buch „Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg“.

Beste Grusse Postschutz

Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine  historische und postalische Gesamtschau"

Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"

frank9961

bitte eine ausgabe des buches mir reservieren....
ich warte sehnlichst darauf...
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

leger_de

Hallo Postschutz,
habe hier noch einen passenden Kandidaten im Postverkehr von einem KLV aus Ungarn an einen Soldaten bei FP-Nr. L29964 = 2. Kompanie Luftwaffen-Bau-Bataillon 5/XI. Diese Karte wurde über eine militärische Einrichtung aufgegeben (Briefstempel + stummer Stempel) und trägt  vermutlich deshalb keinerlei Zensurmerkmale.
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Postschutz

Hallo Leger_de,

der Brief ist eine harte Nuss......und gehört wohl zur Kategorie....die Feldpost hatte zuweilen ihre eigene ‚Gesetze‘…..
Der Brief ist im Generalgouvernement (Warschau) aufgegeben worden (obwohl der Junge in Ungarn war). Der Tarnstempel (Utz 26H0309) und Briefstempel (Waffen-SS .......Schwadron SS-Kavallerie Ausb. und Ersatz Abteilung; die Einheit lag in Warschau) belegen das auch. Ich vermute das der Brief aus Ungarn mitgenommen worden ist und in Warschau auf der Post ging (daher fehlen auch eventuelle Zensurmerkmale).

Beste Grusse Postschutz
Autor des Buches "Der Feldpostverkehr der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg - Eine  historische und postalische Gesamtschau"

Mitautor des Buches "Der Postschutz und Postluftschutz im 3. Reich und den besetzten Gebieten"

leger_de

Hallo Postschutz,
besten Dank für das "Knacken der Nuss". Anders könnte ich mir diesen Beleg auch nicht erklären.
Beste Grüße
Leger_de
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