159 Gäste, 1 Mitglied
leger_de
Willkommen zu Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org". Bitte anmelden oder eintragen.

21. Dezember 2024, 15:29:13

Anmeldung mit Benutzernamen, Passwort und Sitzungsdauer

FP-R-Brief Ostpreußen als Überroller nach Luxemburg

Begonnen von leger_de, 04. Januar 2018, 21:59:54

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

leger_de

Hier möchte ich Euch einmal einen recht kuriosen Beleg vorstellen, der so einiges mitgemacht haben muss:
Ein Feldpost-Einschreiben mit Vermissten-Mitteilung ursprünglich an den Ortsgruppenleiter der NSDAP in Eischen Krs.Esch-Alzig (Luxemburg) gerichtet.
Bei dem Vermissten handelte es sich also mutmaßlich um einen Luxemburger.
Versand wurde es am ?.3.45 von der Feldpost-Nr: 43189E = 8. Kp. Grenadier-Regiment 428 / U: 129. ID im Ostpreussen-Kessel / K-Nr 723 = FPA773 Ostpr.
Am 10. September 1944 wurde Luxemburg von US-amerikanischen Truppen erstmals befreit. Im Dezember folgte jedoch die deutsche Ardennenoffensive, nach deren Scheitern Luxemburg Ende Januar 1945 endgültig vollständig in Händen der Alliierten war.
Der Brief wurde auf dem Weg überrollt, durchlief die französische Zensur (GCF), dort Schwärzung des Adlers im Norm- und Briefstempel (dieser jetzt verdeckt), dann umgeschriftet an den Bürgermeister in Eischen ("Monsieur le Maire de..."), in der Folge über eine unmenge Stellen bei der U.S. Army (10 Poststellenstempel + diverse Vermerke des US Army Postal Service vom 15.Januar 46 bis 26. März 46) geleitet, am Ende dann mit einem Zurück-Vermerk versehen, danach zur Festellung der weiteren Leitung im Postamt Nürnberg geöffnet, wiederum umgeschriftet an den Bürgermeister in Eischen, dann von den luxemburger Behörden zensiert und landete wohl schlussendlich regulär beim Bürgermeister von Eischen in Luxemburg. Der letzte Adress-Ã,,nderungszettel ist zudem ein wieder verwendeter alliierter Zensur-Einlegezettel.
Puh..Ich hoffe, ich habe das so korrekt interpretiert. Ansonsten bitte gerne korrigieren. DANKE!
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Sprotte

Vielen dank !

Diesen Beleg hat einiges mitgemacht.
Ist es möglich anhand listen herauszufinden wo die APO und BPO waren?

Gruß Martin.

name301

Ein Klasse-Beleg, der die Wirren des Kriegsendes und der Nachkriegszeit abbildet. Ich habe mehrfach New York gelesen auf einigen Stempel des US Army Postal Service.  Ist das eine Ortsbezeichnung? 

Wieviele Menschen den Brief wohl in der Hand hatten?

Viele Grüße
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Moschus

Hallo leger_ de, so etwas Volles habe ich auch noch nicht gesehen!
Ein toller Beleg, über den man denk ich mal schon etwas diskutieren könnte!

Was mich schon mal etwas verwirrt, wären die beiden Kenn-Nummern 723 die auf dem
R-Zettel steht und durchgestrichen wurden, und die 713 im Normstempel.

K-713 war noch in Schlesien, lt Böhm bis 02.45, K-723 in Ostpreußen bis 04.45
Wieso die zwei versch. Kennummern auf dem Brief?

Ich denke nicht, das ich mich verguckt habe!

                                           Schöne Grüße, Hans/Moschus

frank9961

ein ziemlich kurioses ding.
mich erstaunt, das der Brief über soviele apos ging. normalerweise wäre der doch irgendwo liegengeblieben und dann nach dem krieg zugestellt worden.
wie wenn der Luxemburger plözlich in amerikanischen diensten gewesen wäre....
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

leger_de

#5
Hallo und besten Dank für Eure Rückmeldungen.

@sprotte / @name301
Leider bin ich im Bereich der US-Feldpost nur sehr ungenügend bewandert und kann die APO´s (Army Post Office) nicht lokalisieren. Es gibt aber wohl ein Standardwerk dazu (Locations and Assignments U.S. Army Post Offices World War II and Later, herausgegeben vom  War Cover Club, Rogan / McGrath 1973).
Die Anzahl der APO-Nummern war allerdings mit dem komplexen deutschen Nummernsystem nicht zu vergleichen, da die Amis nur die Feldpostämter nummerierten und auf Briefen die Truppenteile als Klarname angegeben waren.
Die BPO (Base Post Offices) waren den APO´s übergeordnet und versorgten eine Vielzahl von APO´s. Hier hatte ich zumindest einige Angaben finden können: So war das BPO 25 ab dem 30.06.45 in Würzburg stationiert.
Die Angabe New York könnte sich auf das Embarcation Post Office bzw. die Feldpost-Leitstelle beziehen, welche für Europa ihren Sitz beim Postmaster New York hatte. Ob dies allerdings bedeutet, dass der Brief in N.Y. war, wage ich zu bezweifeln. Die Angabe war im Stempel z. B. neben der Angabe des APO 696 zu  finden.
Aber da habe ich noch viel Nachholbedarf. Ich bleibe am Ball...

@Moschus
Der Normstempel ist zugegeben leider nicht ganz optimal abgeschlagen und läßt  deshalb Raum für Interpretationen. Ich bin aber durchaus der Meinung, dass die Kennnummer hier passend zum R-Zettel und der FP-Nr 723 bedeutet. Das ist insgesamt den Beleg betreffend auch die logische Herleitung.
Ansonsten kann man natürlich bei solch einem Beleg so richtig dem Forscherdrang freien Lauf lassen. Detektiv spielen gehört eben zum Feldpostsammeln mit dazu und macht ja auch den Reiz aus...

@frank9961
Der Brief ist ja auch erst nach Kriegsende im Bereich der US-Army befördert worden (Bitte die Stempeldaten beachten!). Zu 100% sicher herleiten kann ich das natürlich auch nicht, könnte mir aber z.B. Folgendes vorstellen:
A) Nach Kriegsende wurde das Behörden- und Postwesen erst langsam begleitet von den Alliierten wieder aufgebaut. Da die US Army in Luxemburg stationiert war, hat sie ggf. auch im Bereich der Postbeförderung eine Rolle gespielt.
oder
B) Vielleicht konnte sich ein unwissender Postangestellter nach Kriegsende nicht vorstellen, dass es sich noch um deutsche Feldpost handelte (zumal ja auch schon von der französischen Zensur teils überklebt) und leitete den Brief dann nicht als "Feld-" sondern als "Fieldpost" an ein APO weiter, das natürlich nix damit anfangen konnte und dann begann ein etwas längerer Spießrutenlauf des Beleges...
Das ist natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen, aber ja auch nur ein Deutungsversuch.

Vielleicht bekommen wir ja gemeinsam das Puzzle aufgelöst.
Beste Grüße
Leger_de


Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Bodo35

Hallo Leger_de,

ein sehr interessanter und schöner Brief. Wie auf der Vorderseite des Briefes zu lesen ist, wurde erst fälschlicher Weise der Stempel  "Return to sender" abgeschlagen, da dies aber nicht möglich war, wurde der Irrtum bemerkt und der Stempel "returned to writer" abgeschlagen, was bedeutet, dass der Absender, wahrscheinlich ein Schreiber der Einheit (aus dem Inhalt entnommen), der die Vermisstenmeldungen aufgenommen hat, gesucht wurde. So wurde der Brief von einem Feldpostamt zum nächsten gesendet um eventuell in den Unterlagen der Einheiten herauszubekommen, wo sich der Schreiber als Kriegsgefangener aufhält. Da dies nicht gelang, da sich der Schreiber mit Sicherheit in russischer Gefangenschaft befand (was die Amerikaner ja nicht wissen konnten) wurde der Brief an die Reichspostdirektion Nürnberg geleitet, welches dann den Zettel:" Vermisstenmeldung ..." auf den Umschlag klebte und dann nach Luxemburg weiterleitete. Dieser wurde dann von der luxemburgischen Zensur noch einmal Controliert und dann an den Bürgermeister zugestellt.

Bodo35
Sammelgebiete: Alle über die Monsun U-Boote und Funknachrichtenkarten aus eingeschlossenen Atlantik-Festungen. Desweiteren gute Kriegsgefangenenpost aus allen Gewahrsamsländern.