113 Gäste, 0 Mitglieder
Willkommen zu Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org". Bitte anmelden oder eintragen.

22. Dezember 2024, 14:16:59

Anmeldung mit Benutzernamen, Passwort und Sitzungsdauer

Fp.Nr. 00400 = Beauftr. f. d. z.b.V. Programme (Heer)

Begonnen von hw33175, 14. Oktober 2018, 21:22:57

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Arkul

Die V - Waffen im Ãœberblick  -  von der V1 bis zur V4

Die V 3 
Der Griff der SS nach dem V-Waffen-Programm brachte die V3 Ende 1944 unter Kammlers Kontrolle, der die Arbeiten vorantrieb, um die Waffe zur Unterstützung der deutschen Ardennenoffensive im Dezember 1944 einzusetzen.
Hitler betrachtete die V3 als sein weitreichendes "Londoner Geschütz" - ein würdiger Nachfolger des "Pariser Geschützes", das das kaiserliche Heer für den Beschuss der französichen Haupstadt im Ersten Weltkrieg einsetzte. Das Ziel war der Aufbau einer Batterie mit 50 Geschützen, die täglich 600  140-kg-Geschosse auf London feuern konnte. Diese als Hochdruckpumpe (HDP) bezeichnete Waffe wurde als ein 130 m langes, glattes Rohr gebaut, das über die ganze Länge Seitentreibladungen verteilt hatte. Die Flügel-Granate löste auf ihrem Weg durch das Rohr diese Zusatztreibladungen aus, wodurch die Geschossgeschwindigkeit erheblich beschleunigt wurde.
Für die Bedienung der Waffe stellte das Heer das Artilleriebatallion 705 auf.
Die ersten Granaten wurden am 30.12.44 zunächst aus einer Rohr-Waffe abgefeuert. Dann kam eine zweite Kanone zum Einsatz und beide feuerten regelmäßig bis Mitte Februar 1945, als US-Truppen die Stellungen überrannten. Insgesamt wurden 163 Granaten abgefeuert, aber mit wenig Wirkung.
Diese Waffe inspirierte in den 1980er Jahren den kanadischen Wissenschaftler Gerald Bull zum Bau einer "Super Gun" für den irakischen Diktator Saddam Hussein.


Die V 4   ( Rh-Z-61 )
Selbst bevor die SS offiziell die Kontrolle über die V-Waffen an sich riss, nahm sie in Konkurrenz zu Heer und Luftwaffe die Entwicklung ihrer eigenen weitreichenden Waffen in Angriff. Als der Entwurf von Rheinmetall-Borsig für eine weitreichende Rakete mit festem Brennstoff von Dornberger abgelehnt worden war, wandte sich der Konzern an die Feldartillerie und dann an die SS, um Unterstützung für sein Projekt zu erhalten. Fester Brennstoff erlaubte eine Reduktion der Raketengröße sowie eine Erhöhung der Sicherheit, denn der flüssige Brennstoff der V2 war berüchtigt für seine Unzuverlässigkeit und das hohe Risiko für die Mannschaften.
Die pfeilähnliche Rh-Z-61, auch unter dem Namen "Rheinbote" bekannt, konnte schließlich eine Strecke von 194 km zurücklegen und war die erste je im Kampf eingesetzte Boden-Boden-Rakete. Sie war eine Vier-Stufen-Rakete mit 1.700 kg Gewicht und wurde mit Festbrennstoff angetrieben. Sie trug einen Sprengkopf von ca. 40 kg. Nur 220 Stück wurden gebaut.
Mit Hilfe der Techniker von Rheinmetall-Borsig gelang bis zum 24. Dezember 1944 die Aufstellung der Artilleriebatterie 709, die eine Salve von 24 "Rheinboten" auf Antwerpen schoss. Selbst der normalerweise leicht zu begeisternde Kammler war von der Effizienz dieser Waffe nicht überzeugt, da sie eine geringe Treffgenauigkeit hatte. So gab er den Befehl, das Feuer einzustellen, nachdem weitere 20 Raketen auf den belgischen Hafen abgeschossen worden waren.

Fazit
Das V-Waffen-Programm hatte nur begrenzten Einfluss auf den Ausgang des II. Weltkrieges. Die enormen personellen, materiellen und technologischen Ressourcen, die in das V-Waffen-Programm gesteckt wurden, waren vergebens. Hitler träumte davon, durch Deutschlands führende Stellung in der Wissenschaft den Gegner mit einem Schlag zu besiegen, aber er täuschte sich.
Im V-Waffen-Programm wurden zum ersten Mal Raketen, Marschflugkörper und andere exotische Waffen im Kampf eingesetzt.
Wernher von Braun und seine Kollegen von Peenemünde machten sich im Februar 1944 bereits Gedanken über ihre Zukunft nach dem Krieg und begannen, unterstützt von der SS, mit der Verlegung ihres Forschungszentrums in einen Sektor Deutschlands, der aller Wahrscheinlichkeit nach unter amerikanische und nicht sowjetische Kontrolle fallen würde.
Schon ein paar Monate nach Deutschlands Kapitulation befanden sich Braun und fast 500 deutsche Raketenexperten auf dem Weg in die USA, um beim Bau der ersten US-Raketen mitzuwirken. Weil sie der US-Regierung von Nutzen waren, entkamen sie der strafrechtlichen Verfolgung für ihre Kriegsverbrechen.


MfG  Arkul

Quelle:  Tim Ripley "Die deutschen Spezialeinheiten und ihre Waffensysteme"