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22. Dezember 2024, 17:35:32

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Soldaten aus Bistritz a.d.Olsa,Kr.Teschen, Polen oder Tschechen?

Begonnen von hw33175, 22. August 2019, 20:05:03

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hw33175

Hallo!
Hier zwei Feldpostbelege, die von dem Soldaten an die Heimatanschrift gingen.

1.
Feldpostkarte mit Poststempel: Insterburg 3 mit UB: b, v. 13.1.43 an die J. Mazurek
in Bistritz a/Olsa, Kr. Teschen O/S.
Abs. Uffz. W. Mazurek, Insterburg III / Ostpr., Fl. Horst, „U 3“
Briefstempel: (Fliegerhorst)Kompanie Insterburg.
Textsprache: deutsch.

2.
Feldpostfaltbrief mit Tarnstempel (26H) v. 05.11.42 an  P. Kaleta
in Bistritz a/Olsa, Kr. Teschen O/S.
Fp. Nr.: 10310D = 3. Kp. Res. Inf. Btl. 488, U.: 147. Res. Div. in der Ukraine.
Textsprache: polnisch

Hier frage ich mich, zu welcher Volksgruppe sind diese Belege zuzuordnen, Handbuch Nr. 5 S. 269 ff.).
Hierzu zunächst aus Wikipedia die Ortszuordnung:

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Byst%C5%99ice_nad_Ol%C5%A1%C3%AD
Bystřice nad Olší
Bystřice (polnisch Bystrzyca, deutsch Bistrzitz, früher Bystritz, Bystrzyc, Bistritz) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt sechs Kilometer südöstlich von Třinec und gehört zum Okres Frýdek-Místek, Tschechisch-Schlesien.
Bystřice erstreckt sich in der Jablunkauer Furche zwischen den Bergen der Schlesischen und Mährisch-Schlesischen Beskiden entlang des Flüsschens Hluchová bis zu dessen Mündung in die Olsa.
Geschichte
Bystřice wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als herzögliches Dorf gegründet. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1423. Bis ins 19. Jahrhundert war Bystrzyc ein kleines Bergbauerndorf im Herzogtum Teschen, dessen Bewohner vorwiegend von der Landwirtschaft, insbesondere der Weidewirtschaft lebten. In den Wäldern waren durch Holzfäller eine Vielzahl von Paseken (Einzelschläge) angelegt worden.
Zwischen 1811 und 1817 wurde eine evangelische Toleranzkirche erbaut. Nach der Gründung der Trzynietzer Eisenwerke im Jahre 1839 wuchs der Ort rasch an und ein Teil der Einwohner war in der Hütte beschäftigt.
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Bystrzyc ab 1850 eine Gemeinde im Bezirk Teschen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trug das Dorf den Namen Bystritz, bis mit Beginn des 20. Jahrhunderts die Schreibweise Bistrzitz Verwendung fand. Der überwiegende Teil der Bewohner war polnischsprachig. Nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie wurde auf dem Czantory-Kamm östlich des Dorfes die Grenze zwischen Polen und der Tschechoslowakei gezogen. Wegen des starken polnischen Bevölkerungsanteils beanspruchte auch Polen das Olsa-Gebiet und es kam zum Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg.
Ab 1920 gehörte Bystřice zum Bezirk Český Těšín.
(Ãœbersetzung außerhalb des Wikipedia Beitrags:  Deutsch: Tschechisch-Teschen)
Nach dem Münchner Abkommen wurde Bystrzyca 1938 an Polen angeschlossen und kam im Jahre darauf nach der Besetzung Polens zum Deutschen Reich. Bis 1945 gehörte Bistritz zum Landkreis Teschen und kam nach Kriegsende zur Tschechoslowakei zurück.
Nach der Auflösung des Okres ÄŒeský Těšín kam der Ort mit Beginn des Jahres 1961 zum Okres Frýdek-Místek. 1980 wurde durch Eingemeindung der umliegenden Dörfer die Großgemeinde BystÅ™ice geschaffen, in der BystÅ™ice den Ortsteil BystÅ™ice 1-BystÅ™ice bildete. 1990 bildeten die eingemeindeten Orte wieder eigenständigen Gemeinden. In BystÅ™ice lebt eine starke polnische Minderheit.  .-.

Also:
Ab 1920 tschechisch.
Nach dem Münchener Abkommen 1938 zu Polen.
Nach der Besetzung Polens zum Deutschen Reich.
Nach Kriegsende zur Tschechoslowakei.

Welcher Nationalität sind die Personen in diesem Wohnbereich nun zuzuordnen, wenn man davon ausgeht, daß die Personen auch unter der Anschrift geboren sind?

Wenn man die Sprache zugrunde legt, ist der Brief aus Insterburg von einem (Volks)Deutschen, der jedoch zum Zeitpunkt seiner Geburt in Tschechien gewohnt haben dürfte.

Der Soldat Kaleta war dann zu seiner Geburt auch in Tschechien und gehörte wohl zu der polnischen Minderheit.
Zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs gehörten beide Personen zu Polen.

Zuordnung:
Handbuch 5 Seite 277 Böhmen und Mähren C 4 Fp. Verkehr der Tschechen..,
bzw. Seite 287 Generalgouvernement Ziffer C. Feldpostverkehr der Polen in deutschen Einheiten oder Dienststellen, wobei unter Ziff. C. 3 keine preisliche Zuordnung, wohl mangels Belege, vorgenommen wurde.


Was sagt Ihr dazu?

HW33175



frank9961

das ist echt verzwickt...
und dann noch der migrationshintergrund...
echt schwer zu bestimmen zu wem die gehörten... ;)
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

leger_de

Hallo hw33175,,
das ist tatsächlich eine interessante Frage, die ich mir auch schon so manches Mal gestellt habe.
Rein formell gehörte Bistritz ganz ohne Frage zu diesem Zeitpunkt zum Reichsgebiet und die deutschstämmige Bevölkerung waren Reichsdeutsche, die damit auch der Wehrgesetzgebung unterlagen. Ich würde den auf deutsch verfassten Brief also mal ganz vorsichtig als normale Feldpost eines deutschen Soldaten bezeichnen. Auch wenn die wechselvolle Geschichte des Kreises Teschen diese Belege immer etwas interessanter macht.
Bedingt durch diese Geschichte dürften sich auch nach der Eingliederung ins Reich im Landkreis Teschen noch viele Polen bzw. auch durch Mischehen kategorisierte "Halbpolen" aufgehalten haben. Diese dürften keine deutsche Staatsbürgerschaft besessen haben. Es gab aber nachweislich eine ganze Reihe Polen in der Wehrmacht, wenn auch nur für unselbstständige Hilfsaufgaben (Volksgruppe 3). So würde ich mal den zweiten Beleg mit dem polnischen Text als Beleg eines freiwilligen Polen bewerten.
Ich habe dazu auch noch einige Belege mit "Fragezeichen", die ich bei Gelegenheit mal einstelle.
Und ja: Im Michel-Handbuch sind die Polen in Wehrmacht und W-SS noch sehr stiefmütterlich behandelt. So gab es einige wenige Schuma-Batallione und die Polnischen Polizeiposten ("Blaue Polizei"), sowie freiwillige Sprachmittler, HiWi´s, OT-& NSKK-Männer, u.s.w.
Ein echt spannendes Thema über das gern rege diskutiert werden darf ;-)
Meine Ansichten dazu stellen lediglich eine Hypothese dar, die es zu untermauern oder zu wiederlegen gilt.
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

hw33175

Hallo!
Zunächst noch eine Ergänzung zu dem 2. Beleg Fp. Nr.: 10310D.
Der genau Wohnort ist Karpentna Nr. 15 p. Bistritz.
tschechisch: Karpentná
polnisch: Karpetna
deutsch: Karpentna
Der Ort liegt jetzt in Tschechien direkt an der Grenze zu Polen.

Quelle: Uni Regensburg
Grzegorz Chronik:Geschichte des deutsch-slawischen Sprachkontaktes im Teschener Schlesien.
Karpentna: 1900 rein polnischsprachig

3.
Postkarte / Dopisnice (tschechisch für Postkarte)
Schweinfurt v. 16.11.42
Abs.: Pz. Gren. J. Ludatschka bei der 8. Kp. Pr. Gren. Ausb. Btl. 12
an K. Hecko in Bistritz, Kreis Teschen, Oberschlesien.
Hier ist die Inhaltssprache: tschechisch.

HW33175