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Posen kurz vor der Einkesselung

Begonnen von Manfred, 27. November 2020, 08:58:15

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Manfred

Hier ein Faltbrief von einem Unteroffizier bei der Feldpostnummer 20035, 1. Kompanie Pionier Bataillon 214.

Geschrieben am 23. Januar 1945, Poststempel Frankfurt (Oder) vom 26. Januar 1945, Briefstempel Standort-Kommandantur Frankfurt/O., nach Schifferstadt/Westmark.

Aus dem Text:
„..., aber der Iwan steht schon am Stadtrand u. es darf hier niemand mehr raus, es soll hier gehalten werden...ich komme bestimmt hier raus....Gebe den Brief Zivilisten mit...Mit Gottes Hilfe werde ich den Rest des Krieges noch überstehen, macht Euch keine Sorgen.“

Die erste Weissrussische Front erreichte Posen am 20. Januar. Am 21. Januar traf ein Führerbefehl ein, die Festung Posen bis zum letzten Mann zu halten. Am 26. Januar wurde Posen endgültig eingeschlossen.

Grüsse


Manfred

#1
Hier noch die Bilder

Manfred

#2
Mehr Glück hatte offenbar der Volkssturm-Mann, der in Posen der Einschliessung durch die Rote Armee entkommen konnte.

Die erste Karte wurde am 24. Januar geschrieben und in Glogau mit Stempel vom 25. Januar abgefertigt (Glogau 2), Absenderzusatz „Volkssturm“, gesendet an ein Brieffach beim Postamt 21 in Wien.

Aus dem Text:
„Bin nach einem ekelhaften Gefecht bei Adelnau (Ostrowo) am 21.I. gesund hier angelangt... Habe alles, was nicht am Leibe hatte, verloren, habe nicht einmal mehr ein Zahnbürstel. Rasiert oder gewaschen seit einer Woche nicht mehr. Einen Trost habe ich, soviel Wurst und Speck wie die letzten Tage habe ich seit langem nicht mehr gegessen. Solltest Du aus Posen eine Karte der Ortsgruppe bekommen, dass ich vermisst bin, ist es ein Irrtum...“


Manfred

#3
Eine zweite Karte vom gleichen Absender, geschrieben am 26. Januar in Glogau, von einem Kurier in Dresden aufgegeben und am 28. Januar abgefertigt (Dresden A 24), ebenso nach Wien.

Aus dem Inhalt:
„Bin noch immer hier, soweit ich aber die Lage heute überblicken kann, dürfte ich alles, was ich in Posen oder Adelnau bei mir hatte, verloren haben. Die Hauptsache, die Gesundheit, habe ich Gott sei Dank noch. Am meisten schmerzt mich, dass ich keine Nachricht von Euch habe, dieser Zustand wird aber wohl noch Wochen dauern! Ich bin schon eine Woche nicht rasiert oder...ordentlich gewaschen...“

Am 11. Februar 1945 wurde die zur Festung erklärte schlesische Stadt Glogau von der Roten Armee eingeschlossen und bis zum 1. April 1945 belagert.

Grüsse

Manfred

#4
Hier zwei frankierte Feldpostbriefe eines Oberfähnrichs bzw. Leutnants aus der Schule V für Fahnenjunker der Infanterie der 13. Inspektion in Posen.

Der erste Brief (Absender noch als Oberfähnrich) wurde abgestempelt am 23. Januar 1945 in Jastrow, etwa 130 km von Posen entfernt. Jastrow wurde am 2. Februar 1945 von der Roten Armee besetzt.

Der zweite Brief (Absender wurde in der Zwischenzeit zum Leutnant befördert) wurde am 29. Januar im 170 km entfernten Frankfurt (Oder) abgestempelt.

Der zweite Brief kam gerade noch aus der bereits umkämpften und am 26. Januar eingekesselten Stadt heraus in das noch offene Frankfurt/Oder und wurde dort abgefertigt. Die Rote Armee erreichte die Stadt an der Oder am 23. April 1945.

Grüsse


Manfred

#5
Ein Feldpostbrief, geschrieben in Warthelager am 11. Januar 1945, abgefertigt noch mit offenem Reichspoststempel in Posen am 12. Januar 1945, mit offenem Absender und Briefstempel der 6. Batterie Sturmgeschütz-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 500, stationiert auf dem Truppenübungsplatz Warthelager bei Posen.

Das Übungsgelände der Abteilung war der Truppenübungsplatz Warthelager. Am 19. Januar 1945 bildete die Abteilung beim Gneisenau-Aufruf Alarmeinheiten, Festungseinheiten und Batterien zur Verteidigung des Warthegaus. Dabei bildete sie eine Batterie mit 91 Mann in der Kampfgruppe 8/XXI. Ebenso bildete sie die Alarmeinheiten 4/XXI (1.036 Mann) und 5/XXI (308 Mann) für die Festungsbesatzung Posen, allerdings ohne Sturmgeschütze, sondern nur zum infanteristischen Kampf. Die Abteilung blieb mit 4 Kompanien im Warthelager, welches damals in der C-Linie lag. Alle Einheiten der Abteilung gingen bei den Kämpfen verloren.

Die Abteilung wurde am 14. Februar 1945 im Wehrmachtsbericht mit den Worten "In Posen haben sich das Sturmgeschützersatz- und Ausbildungs-Bataillon 500 und die SS-Kampfgruppe Lenzer bei der Verteidigung der Stadt durch beispielhaften Einsatz ausgezeichnet" gewürdigt.

Grüsse

Manfred

#6
Postkarte auf dem Zivilweg ab Warthelager über Posen 2, Feldpostnummer 14333C, Führerreserve OKH/Ost, geschrieben am 4. Januar 1945 nach Wien.

Aus dem Text:
„Ich bin seit heute i. d. Nähe von Posen u. warte, mit paar 100 anderen Offiz. auf Weiterleitung. Dies kann schnell, aber auch langsam der Fall sein....Hier ist es trostlos. Massenquartier, kalt...Wir wären alle froh, wenn wir schon bald an die Front zum endgültigen Haufen kommen würden...“

Grüsse

Manfred

#7
Brief aus Posen vom 23. Januar 1945. Leider nur als Briefinhalt ohne Umschlag, aber authentisch.

Text:
„Posen, 23.1.
Zwei Tage grösster Nervenanspannung sind vorbei. Gestern liefen schon die Motoren, wir sollten doch hinaus. Der Festungskommandant liess uns nicht mehr weg. Damit ist unser Schicksal besiegelt. Bestenfalls Gefangenschaft. Sei stark und tapfer! Gott schütze Euch, betet für mich, dass es nach dem baldigen Kriegsende ein Wiedersehen gibt. Es küsst Euch innigst Euer Vati“

Grüsse