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Weiterführende Informationen Tunis-Päckchen-Zulassungsmarke

Begonnen von Feldpostmeister_at, 04. April 2021, 08:54:04

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Feldpostmeister_at


Guten Tag!

Der folgende Artikel von Gustav Volz aus der Festschrift:

51. Deutscher Philatelistentag, IV. Bundestag des Bund Deutscher Philatelisten, Maiz/Rhein Kurfürstliches Schloss vom 17.-20. August 1950

Zitat
Um die Tunis-Päckchenmarke

Der Leiter der Registrierstelle für Tunis-Feldpost, Herr Gustav Volz,  Mainz, Moltkestraße 15, berichtet über seirie Erfahiungen:

Es sind jetzt etwa 7 Jahre vergangen, seit meinen ersten Bestrebungen, über die damals noch sagenhafte Tunis-Feldpostmarke Authentisches zu erfahren. Die Verbindungen von Rommels Armee zur Heimat waren in den letzten Phasen des Afrika-Feldzuges so dürftig geworden, da nur noch wenig Post in die Heimat gelangte. Wer achtete da bei Ankunft eines Päckchens auf die unbekannte Marke  mit Palme und Hakenkreuz? Vielfach wurde sie als wertlos mit dem Packpapier weggeworfen, zumal auch der Sammler die Marke nicht kannte. Die nicht benutzten  Marken wurden von den Soldaten als Andenken verwahrt oder weggeschenkt. Bis die Sammlerwelt von dieser interessanten Marke erfuht, war der Krieg in Afrika längst beendet. Deshalb war auch der Weg zuunserem heutigen Wissen langwieriger, der über viele Etappen führte. Da war zunächst die Erkenntnis, daß es keine zwei gleichen Marken geben kann. Hierdurch war die Notwendigkeit für eine Registrierung mittels Fotos, auch für die ungebrauchten Stücke, gegeben. Als dann wurde die zunächst kaum für möglich gehaltene Rekonstruktion eines Originalbogens aufgrund ganz bescheidener Unterlagen bewältigt. Es wurden Erfahrungen über Plattenabnutzungserscheinungen und gleichbleibende Unterscheidungsmerkmale von zwei Markengruppen gesammelt. Es folgte die Entdeckung, dass man es mit 3 Papierarten zu tun hatte. Dann wurden Unterlagen über die vorkommenden Stempel und Stempelarben gesammelt. Daneben versuchte man möglichst viel über die Entstehung und den Druck der Marken zu erfahren. Viele Zuschriften ehemaliger Afrikakämpfer erzählen von interessanten Erlebnissen mit diesen Marken. Es wurde viel über die Vernichtung und den Venlust von Markenbeständen berichtet. Ich sprach mit Leuten, die selbst in der Druckerei in Tunis die Marken für ihre damalige Einheit abholten. Aber es ist mir leider noch nicht gelungen, einen der damaligen Drucker ausfindig zu machen. Gerade dies wäre sowohl zur restlosen Klärung der Entstehnug der zwei Markengruppen wünschenswert, als auch zur Klärung der widersprechenden Angaben über die Auflagehöhe. Die Nachkriegsjahre zeigten, dass mehr Marken den Krieg, und die Gefangenschaft ihrer Besitzer überlebten, als man zunächst glaubte. Wenn auch die größte Zahl der Marken unter ungünstiger Behandlung gelitten hat, so gibt es doch noch sehr schöne wirklich postfrische Stücke, die eine Zierde jeder Sammlung sind. Sehr selten sind die nachweisbar auf Päckchen gelaufenen Stücke. Wer eine solche Marke besitzt oder erwirbt, bewahre sich alle noch erreichbaren Unterlagen zum Nachweis der echten Verwendung auf. Er lege diese möglichst bei Vorlage der Stücke zur Prüfung und Registrierung vor. Leider sind viele Stempel auf den oft rauhen Unterlagen so undeutlich ausgefallen, dass man kein Echtheitsattest für diese Stempel ausstellen kann. Gar zu viele Marken sind auch durch Gefälligkeitsentwertungen, sogar nachträglich in der Heimat, verdorben worden. Nur ganz wenige Stücke sind noch auf vollständigen Adressen erhalten und bilden besonders wertvolle Beweiestücke für die ordnungsmäßige Verwendung der Marken. Wenn es bei den ungebrauchten Marken noch größere Einheiten als Paare, also 4er- oder gar 9er- Blocks gibt, so ist dies bei gebrauchten Marken unmöglich. Da jeder Soldat nur zwei Marken erhielt, so konnte er höchstens ein Doppelstück auf sein Päckchen kleben. Tatsächlich sind zwei solcher bedarfsmäßig gebrauchter Paare bekannt. Jeder Sammler sei beim Erwerb gebrauchter Marken besonders vorsichtig und lege solche Stücke stets zur Prüfung vor. Die Freunde im Auslande seien vor allen Dingen vor dem Erwerb der Marke aus Österreich gewarnt. Von dort werden falsche Tunis-Päckchenmarken ungebraucht, gebraucht, gezähnt und geschnitten in allen vorkommenden Arten und Farbschattierungen mit Echtheitsattesten und Signum angeboten, obwohl der verantwortliche Personenkreis längst darüber aufgeklärt ist, das es sich um Fälschungen handelt. Hunderte solcher Fälschungen mit Echtheitsattesten österreichischer Prüfer brachte man leider schon an den Sammler. Hier sei auch gleich ein Wort über die geschnittenen Marken gesagt. Es liegen Marken dieser Art von einem Früh- oder Erst- druckbogen vor, der zugegebenermaßen als amtliche Unterlage gedient haben kann. Zur Verteilung gelangten ungezähnte Marken niemals, auch gibt es deshalb davon keine echt gebrauchten Stücke. Es werden aber auch ungezähnte Marken und ganze Bogenteile im Auslande und für das  Ausland bestimmt, angeboten, die als Spätdrucke nur von Druckausschuß stammen können. Unter die gleiche Kategorie sind Bogenteile mit umgestülpter Ecke und dergleichen einzureihen. Diese widerrechtlich entwendeten Marken sind nicht sammelberechtigt. Ãœber die Entstehung und Verwendung der Tunis-Päckchenmarken ist in den letzten Jahren schon viel geschrieben worden. Der Druck dieser Marken war notwendig, weil  Zulassungsmarken aus der Heimat fehlten und man andererseits zur Beschränkung des Päckchenversandes mangels Transportraum gezwungen war. Die gleiche Notlage war aber auch bei den Luftfeldpostmarken vorhanden. Nur konnte man sich hier ohne Schaffung einer neuen Marke helfen. Man verteilte  Briefumschläge mit  aufgestempelten Kennzeichen des Afrikakorps. Die auf solche Weise gezeichneten Umschläge wurden mittels Luftpost befördert.  Der Stempel entsprach also einer Ersatzzulassungsmarke. Darüber wurde noch sehr wenig geschrieben. Mein erster Versuch, noch während des Krieges, fand leider kein Echo. Erst nach dem Kriege gelang es mir, Unterlagen zu erhalten, welche das Zuvorgesagte bestätigten. Als Beweis gelten Fälle, wo Afrikakämpfer solche vorgestempelten Umschäge in die Heimat zur Verwendung als Rückantwort sandten. Inzwischen lagen verschiedene derartige Umschläge mit unterschiedlichen Kennzeichen vor. Das Ausland interessiert sich mit vollem Recht für diese interessanten Dokumente. Man sollte aber versuchen, noch möglichst viel derartige Ganzsachen für unsere deutschen Sammlungen zu retten. Niemand, der die Möglichkeit hierzu hat, sollte es versäumen, nach solchen Umschlägen zu fahnden. Sie gehören ebensogut in eine Sammlung der Feldpostmarken, wie auch Luftpostbriefe. Wer ein solches Kuvert besitzt oder findet, lege es bitte der Registrierstelle vor, damit diese ein Photo davon machen kann. In späteren Spezialkatalogen wird man diese Notfrankaturen einmal aufnehmen müssen. Die Registrierstelle, welche ehrenamtlich arbeitet, hat sich im Laufe der Jahre zu einer vielbefragten Betreuungsstelle der Sammler des In- und Auslandes entwickelt und manche Sammlerfreundschaft wurde von ihr begründet und gefördert. Viele Sammler konnten durch diese Einrichtung vor Schaden bewahrt werden. Und so will sie weiterarbeiten zur Forschung und zum Wohle der Sammlerfreunde.   


MfG
Feldpostmeister_at

Feldpostmeister_at

frank9961

danke für die abschrift. recht interessant. aber wie auch vieles von pickenpack und auch dr. dub muss man das alter der schrift berücksichtigen. manches ist auch schon überholt. trotzdem waren es die pioniere denen wir es zu verdanken haben, das wissen zu bekommen und auszubauen. wir können keine afrika oder kurland kämpfer mehr fragen....
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

name301

Besten Dank Feldpostmeister_at.
Sehr interessant finde ich das Thema mit den vorgestellten Briefen.
Ob damit wohl die Palmenstempel gemeint waren?
Die Afrikaspezialisten wissen es vielleicht besser, aber das Thema hat sich doch als Falschinformation erwiesen oder?

Beste Grüße
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45