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Korrespondenz aus dem Raum Danzig/Westpreussen vor der Einschliessung

Begonnen von Manfred, 02. Mai 2021, 15:14:35

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Manfred

Korrespondenz bestehend aus drei Feldpostbriefen aus dem Raum Danzig/Westpreussen mit vollaptiertem Stempel Danzig Type „d“ von einem Stabsarzt vom 16., 20. und 29. Januar 1945, Feldpostnummer 06286, 2. Kompanie Kranken-Transport-Abteilung 607, Briefstempel der Einheit, gesendet nach Eltingshausen/Mainfranken.

Aus dem Inhalt vom 16. Januar:
„...Es will keine Nachricht von Dir kommen und ich möchte doch wissen, ob Du nun nach Nürnberg gefahren bist, wie Du leider wolltest, oder in Eltingshausen bliebst. Der Angriff auf Nürnberg lässt sich neben allen Angriffen sehen, sei es Hamburg, Stuttgart oder sonst eine Stadt. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen Nachricht bekomme. Der Rummel ist ja nun an der ganzen Front losgegangen. Albrecht und Ernst werden es schon merken, hier hat sich in dieser Beziehung noch nichts gezeigt. Das ist ein gutes Zeichen, ich bin überzeugt, dass es gut geht, freilich wird ein gewisser Bodengewinn durch den Russen nicht zu vermeiden sein, denn jede Offensive führt bei den modernen Waffen zu einer Bewegung der Fronten, das sieht man am besten an unserem Erfolg im Westen. Ich hoffe, dass es trotz der Ostoffensive möglich ist, Strassburg wieder zu erobern, das wäre ein gutes Faustpfand, ein schöner Schutz für den Schwarzwald. Vor 3 Tagen rief Albrecht an, sie warteten auf den russischen Angriff und würden also nicht überrascht.

Aus dem Inhalt vom 20. Januar 1945:
„...Zu Deiner Beruhigung will ich Dir auch heute wieder schreiben, dass es mir gut geht und alles ruhig ist. Mit Albrecht sprach ich heute früh um 5 Uhr, es geht ihm gut und die Front hält. Er meint, ich solle fest den Daumen halten, damit es weiter so bleibe. Was Ernst macht, ist mir nicht klar. Ich denke, dass er im Raum von Mielau steckt und viel zu tun hat. Es ist ja leider ein grosser Durchbruch, aber wir werden wohl nach entsprechenden Opfern an Land und Leben damit fertig. Es zeigt sich wieder wo der Feind in Wirklichkeit sitzt: In Russland und dass die Amerikaner samt den Engländern nichts gegen die Russen tun können. Da hilft auch kein Otto von Habsburg und kein Rupprecht von Bayern dagegen, noch der Papst, bei dem die beiden Ausreisser von 1918 in Audienz waren. Der Papst sagte in Rom: „Noch ist Polen nicht verloren“- ich glaube jetzt sind die Polen erst richtig verloren: An die Sowjets verraten und verkauft von Engländern und Amerikanern...“

Aus dem Inhalt vom 29. Januar 1945:
„...Heute früh um 5 Uhr sprach ich mit Albrecht. Er gibt mir den Auftrag, Dir seine herzlichsten Grüsse zu bestellen. Es geht ihm gerade gut, er halte die Situation aber für ernst und wir sollten ihm den Daumen halten. Er hatte die ganze Nacht Dienst gemacht und war müde. Ich meinte, dass doch was im Anrollen sei und da sagte er: „Hoffentlich kommt das nicht zu spät!“ Nun will ich fest hoffen und versuchen, dass Du diese Post bekommst. Bei der jetzigen Belastung der Bahn ist das nicht sicher. Ich bin noch am alten Ort und im alten Zimmer, es wird auch weiterhin so bleiben. Der Russe hat zur Zeit nur Interesse, nach Nordwesten zu stossen, nicht frontal zu drücken. Deswegen werden wir noch viele ruhige Tage hier haben. Arbeit haben wir natürlich in Hülle und Fülle. Von Ernst weiss ich gar nichts und kann mir auch nicht denken, wo er sein soll...Ich selbst hoffe auf den 30. Januar, vielleicht kommt da was. Es wird bestimmt fieberhaft daran gearbeitet, der Lage Herr zu werden, wenn man auch vielfach den Eindruck hat, dass der Ernst gar nicht voll begriffen wird. Besonders die Truppen, die noch nie mit den Russen selbst zu tun hatten, sehen gar nicht, dass sie jetzt dran sind, dass auch sie jetzt kämpfen müssen. Mein alter Haufen wird ja jetzt wohl schwer drin sitzen, aber die Führung ist in Ordnung, das ist beruhigend. Nun hoffe ich, dass alles gut weitergeht und auch diese bisher schwerste Lage gemeistert wird...“

Mielau wurde bereits am 19. Januar 1945 von der Roten Armee erobert.

Grüsse