107 Gäste, 0 Mitglieder
Willkommen zu Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org". Bitte anmelden oder eintragen.

21. Dezember 2024, 14:13:29

Anmeldung mit Benutzernamen, Passwort und Sitzungsdauer

Schneidemühl kurz vor der Einschliessung

Begonnen von Manfred, 05. Mai 2021, 16:56:49

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Manfred

Feldpostbrief von einem Grenadier ohne Angabe einer Feldpostnummer, Briefstempel vom Reserve Infanterie-Bataillon 190, Ortstagesstempel Schwerin (Mecklenburg) vom 5. Februar 1945, gesendet nach Plauen/Vogtland.

Aus dem Text vom 28. Januar 1945:
„Meine liebe gute Tante! Möchte Dir wieder ein paar Zeilen senden. Es ist ja schon allerhand passiert. Schneidemühl haben wir am Freitag Nacht verlassen, da wir unter feindlichem Beschuss lagen. Es war ein sehr anstrengender Rückmarsch. Einen Wagen mussten wir schieben, Schneesturm von 24h bis 7h morgens -25km. Dann quartierten wir den Vormittag in einem Dorf. Hier gab es noch alles zu Essen. Am Nachmittag wurden wir wieder verlegt und als wir uns dort schlafen gelegt hatten, wurden wir wieder rausgeschmissen. Wieder wurde der Rückmarsch angetreten - 10km. Jetzt liegen wir nach wildem hin und her in dieser Nacht endlich in der Kaserne von Deutsch Krone. Haben warmes Essen bekommen und geschlafen. Jede Minute kann aber der Einsatzbefehl kommen, denn feindliche Panzer sind durchgebrochen. Zu Essen haben wir z. Zt. in reichen Mengen. Meine Ferse hat sich während dieser Märsche nicht gerade verbessert. Ja, jetzt sind wir schon Frontsoldaten....nun Schluss, will noch so viel wie möglich schlafen....“

Der Brief wurde am 28. Januar geschrieben in Deutsch Krone geschrieben. Die Einheit verliess Schneidemühl offenbar am 27. Januar 1945, kurz vor der endgültigen Einkesselung. Von Schneidemühl nach Deutsch Krone sind es etwa 30km, wie im Brief geschildert. Am 12. Februar 1945 wurde Deutsch Krone von der Roten Armee besetzt.

Dass die Verbindung von Schneidemühl nach Deutsch Krone am 28. Januar 1945 noch offen war, wird auch hier erwähnt:
http://www.die-feldpost-2-weltkrieg.org/index.php/topic,6623.0.html.

Grüsse

Manfred

#1
Feldpostbrief von einem Oberarzt, Feldpostnummer 39520, Feldlazarett 775, geschrieben am 25. Januar in Schneidemühl, Ortstagesstempel Wismar vom 27. Januar 1945, gesendet nach Stettin, weitergeleitet nach Steisslingen bei Singen/Baden.

Aus dem Text vom 25. Januar 1945, geschrieben in Schneidemühl:
„Liebe Mama! Cläre mit den Kindern wäre nicht mehr aus Danzig rausgekommen, wenn es mir nicht gelungen wäre, mit dem Lazarettzug mit dem ich selbst abtransportiert werde, sie mitzunehmen. Wohin es nun geht, nach Stettin oder wo anders hin das wissen wir nicht. Wir geben sofort Nachricht. Bleibe Du bei ? in Stettin und wenn es auch dort gefährlich werden sollte, fahre zu ?. Wir werden ja sicher an einen ruhigen Ort gebracht ...Cläre hat Fahrtgenehmigung nach Singen. Mir geht es gut, bis jetzt hat mir die Reise nicht allzu viel ausgemacht. Ein Vergnügen ist es zwar nicht. Wir haben einen Brief von Käthe in dem sie uns mitteilt, dass Theo leicht verwundet war und schon auf Genesungsurlaub ist. Den Brief geben wir Dir wenn wir nach Stettin kommen sollten. Doch jetzt stehn wir noch in Schneidemühl und kein Mensch weiss wohin es geht...“

Offenbar war Schneidemühl nur eine Zwischenstation für den Lazarettzug von Danzig kommend auf dem Weg nach Stettin. Vermutlich wurde der Zug am Verkehrsknotenpunkt Schneidemühl aufgrund der russischen Angriffe in diesem Raum angehalten.

Da der Brief bereits nach nur zwei Tagen am 27. Januar 1945 im fast 500km weiter westlich von Schneidemühl gelegenen Wismar über das dortige Reichspostamt abgefertigt wurde, kann man annehmen, dass der Brief aus dem noch nicht komplett eingeschlossen Schneidemühl zunächst ausgeflogen wurde. Der Transport von Schneidemühl nach Stettin könnte sich folgendermassen abgespielt haben: Flug nach Schwerin und dann über den Ostseehafen in Wismar und die Ostsee den halben Weg von Schneidemühl nach Schwerin wieder zurück in das jetzt östlich gelegene Stettin mit dem Schiff. Die einzige Postverbindung zwischen dem umkämpften Hinterland ging zu diesem Zeitpunkt über die Ostsee.

Grüsse