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Brief an die IG Farben Werke in Auschwitz

Begonnen von topstar229, 26. August 2011, 22:19:27

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topstar229

Letzte Woche gefunden für knappe 2 Euro. Ich war eigentlich nur interessiert an das Tarnstempel "hh" aus Bussum. Später entdeckte ich die Adressierung: I.G. Werk Auschwitz. Der starke Bedarf an Rohstoffen zur Kriegsführung führte 1941 zur Errichtung einer großen Bunafabrik von I.G. Farben in Auschwitz. Für die Häftlinge, welche die Fabrik bauen
mussten, wurde extra das KZ Auschwitz III errichtet.

Und so wird ein einfacher Faltbrief ganz interessant für mich.


Bodo35

Das ist ja bei uns Ganzstücken Sammlern das schöne, dass man immer den ganzen Beleg betrachten kann und sollte, wie es in diesem Fall auch geschah.
Schöner Beleg und mit Sicherheit interessanter Geschichte!

Gruß
Bodo35
Sammelgebiete: Alle über die Monsun U-Boote und Funknachrichtenkarten aus eingeschlossenen Atlantik-Festungen. Desweiteren gute Kriegsgefangenenpost aus allen Gewahrsamsländern.

Tiger213

@topstar229
wenn ich das richtig sehe ist das auch kein KZ Insasse,oder  8)
Gruß Tiger
Heimatraum (München/Bayern)
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topstar229

#3
das denke ich doch nicht. von soldat an KZ insasse wäre schon ein Unikat (hat jemand so etwas mal gesehen Feldpost ins KZ (an einem Häftling) und dann ohne Zensur wäre wirklich der Hammer. Ich vermute es handelt sich um Büropersonal in der Anlage Bau D223. Kann Bau D233 aber nicht finden, weiss aslo nicht genau was da produziert wurde.

leger_de

Hallo topstar229,
ich denke, das ist bei dem abgebildeten Brief der Fall. Meiner Ansicht nach handelt es sich um Feldpost eines KZ-Insassen des KZ Dachau 3K mit der Häftlings-Nr 36647 (wie die FP-Nr. ebenfalls 5stellig) Block 26/4 an einen Soldaten in einem Reserve-Lazarett. Schon recht kurios, muss ich zugeben. Allerdings habe ich keinerlei Zweifel an der Echtheit.
Beste Grüße
leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

topstar229

#5
Pracht Brief aber es gibt noch eine andere Möglichkeit:

36647: Feldpostnummer = Tankholzkommando 33. Es gab in KZ oft Tankholzkommandos. Das kann in Dachau auch der Fall gewesen sein.

Ich kann mir nicht vorstellen dass Häftlinge Feldpostvordruckbriefe bekommen haben.

Am Besten beim Dachauarchiv nachfragen ob die Häftlingsnummer und Name übereinstimmen. Wird so etwas möglich sein?

topstar229

#6
Ich habe mal etwas weiter recherchiert. Der Absender Johann Landgraf kann ein inhaftierter Priester gewesen sein. Es hat jemand in Dachau mit diesem Namen gegeben.

http://rancho.pancho.pagesperso-orange.fr/Priests.htm

Ich werde mal beim Archiv Dachau nachfragen.

Obwohl auch die Behandlung von Geistlichen in Dachau im Allgemeinen barbarisch war, hatten diese Inhaftierten mehr "Priviligien" als z.B Judische Häftlinge. Das kann das Briefpapier erklären.


UND SIEHE MAL HIER: http://digitalrussell.mcmaster.ca/wwiiccc/media/fieldsource-formatted-landgraf-johann-anton-landgraf-f-rth-im-bayern-anton-was-johann-

auch hier wurde Feldpostvordruck benutzt.

leger_de

Besten Dank für Deine Nachforschungen.  Es handelt sich also eindeutig um einen inhaftierten Geistlichen im KL Dachau. Was mich bei den beiden Briefen wundert: Es gibt keinerlei Zensurmerkmale.
Das wäre aus meiner Sicht nur so zu erklären, dass die Briefe grundsätzlich offen aufgeliefert wurden und quasi eine "stille" Zensur ohne Merkmale erfolgte.
Beste Grüße
leger_de
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topstar229

#8
Es gibt noch eine Möglichkeit: der Inhafierte war dem Holzkommando zugeteilt, daher auch das Feldpostpapier. Das weiss ich aber nur wenn das dachauer Archiv mir bescheid gibt. Ich habe bereits eine E-Mail geschickt.

Es liegen mir auch (leider nur Kopien) vor von Briefe aus dem Polizeigefängnis in Scheveningen (politisch Inhafierten) von Häftlingen über DDP Niederlande (sogar mit Tagesstempel der Dienstpost) ohne Zensur.

Die Feld- und Dienstpost hat also auch eine Rolle gespielt in der Abwicklung der Post von bestimmten Inhaftierten. Ein neues Thema?

Wird es auch Feldpost geben von KZ Häftlingen auf KZ Briefpapier an Feldpostnummer?

Tiger213

Heimatraum (München/Bayern)
Stempel aller Art und Form

topstar229

#10
Antwort des dachauer Archivs:

Sehr geehrter Herr
ich kann bestätigen, dass Herr Johann Landgraf mit der Nummer 36647 im KZ Dachau inhaftiert war. Landgraf war Geistlicher. In unserem Archiv befinden sich einige nicht zensierte Briefe (auf Feldpost-Vordruck, nicht auf offiziellem KZ-Briefpapier) von ihm.
Mit freundlichen Grüßen

leger_de

Hallo topstar229,
besten Dank für Deine Nachforschungen.
Gruß leger_de
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topstar229

#12
Noch mehr Info vom Archiv Dachau:

Sehr geehrter Herr
Leider kennen wir keinen Hintergrund zu den Briefen. Es ist absolut ungewöhnlich, dass unzensierte Briefe das KZ verlassen haben. Es war strikte Vorschrift, dass nur die Briefvordrucke von den Häftlinge benutzt werden durften. Also liegt die Vermutung nahe, dass es Landgraf gelungen war, illegal Feldpostbriefpapier zu besorgen und die Briefe hinauszuschmuggeln. So etwas konnte über Außenstellen des KZ geschehen. So wurden über das Arbeitskommando "Kräutergarten" mit Hilfe von eingeweihten Zivilpersonen zahlreiche Briefe und andere Nachrichten hinaus- und ins Lager hineingeschmuggelt.
Mit freundlichen Grüßen