126 Gäste, 0 Mitglieder
Willkommen zu Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org". Bitte anmelden oder eintragen.

22. Dezember 2024, 11:15:27

Anmeldung mit Benutzernamen, Passwort und Sitzungsdauer

Kuriertelegramm aus Stalingrad, wer weiß mehr?

Begonnen von name301, 07. November 2007, 19:21:14

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

name301

Benötige Eure Hilfe.

Besitze ein Kuriertelegramm (Stempel 30.12.42), welches von dem Uffz Fischer (Nr. 08139) stammt, aber ausserhalb des Kessels aufgegeben wurde von der Nummer 03264.
Uffz Fischer ist im Kessel von Stalingrad vermißt.
In einem Luftfeldpostbrief von Ihm vom 1.1.43 aus dem Kessel (08139) ist im Inhalt ein Streifen des Telegrammtextes aufgeklebt mit dem Vermerk: dieses Telegramm  habe ich Euch gesendet, ist es angekommen?
In einem zweiten Brief von ihm ist dieser Textstreifen nochmal beigelegt.

Meine Fragen:  Welche Wege gab es für dieses Telegramm aus dem Kessel und wie kommt der Mann an diese Textstreifen. Gab es auch die Möglichkeiten über Funk?

Vielen Dank
Name301

Scan1) Telegrammumschlag
Scan2) Telegramm
Scan3) Luftfeldpostbriefumschlag
Scan4) Luftfeldpostbrief Inhalt
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Bodo35

Ich denke dies ist ein Traum für jeden Stalingradsammler!!!! :o

Traumhaft :o!!!!

Ich denke aber das Stalingrad darauf am besten Antworten kann.

Meinen Respekt für solch Beleg!!!

Bodo35
Sammelgebiete: Alle über die Monsun U-Boote und Funknachrichtenkarten aus eingeschlossenen Atlantik-Festungen. Desweiteren gute Kriegsgefangenenpost aus allen Gewahrsamsländern.

Feldpostmeister_at

#2
Zitat von: name301 in 07. November 2007, 19:21:14
Meine Fragen:  Welche Wege gab es für dieses telegramm aus dem Kessel und wie kommt der Mann an diese Textstreifen. Gab es auch die Möglichkeiten über Funk?

Ich glaube die Frage ist leicht geklärt.
FpNr 08130 = Armee-Nachrichten- Rgt 549
FpNr 03264 = Fernschr.Kp 602

Der Mann saß an der Quelle ;)

Hier noch was aus dem ARGE RB 48 / S.1929:

Tätigkeitsbericht FpAmt 408 v. 26.12.1942

Zitat... Feldpostämter, Kommandobehörden und Einheiten verlangen sehr oft fermündlich über Postangelegenheiten Auskunft. Das Feldpostamt besitzt keinen Anschluß und belastet daher den Kdr. d. K. N. Tr. 408 außerordentlich damit. In Jelampieskij wurde dem Antrag auf Fernsprechanschluß nicht stattgegeben. Ein solcher wurde deshalb hier nicht gestellt ...

Max
Feldpostmeister_at

name301

Jetzt habe ich einige Tage gewartet, aber so richtig weiter bin ich noch nicht gekommen. Vielleicht liegt es daran, dass ich dieses Thema unter dem falschen Bereich eingestellt habe (Anfängerfehler). :(

Ohne größeres Hintergrundwissen fange ich jetzt mal an und stelle einiges in den Raum:

Ein Telegramm wird doch wohl bei einem Feldpostamt aufgegeben worden sein. Das Feldpostamt gibt es in der Regel per Fernschreiber an das entsprechende zuständige Amt weiter?! Von dort wird es dann zugestellt?!

Aus Stalingrad kann das doch nicht mehr so funktioniert haben, denn alle telegraphischen Verbindungen waren doch wohl unterbrochen.

Also gibt es doch nur 2 Möglichkeiten.

1)Das Telegramm wird von dem Feldpostamt innerhalb des Kessels jemanden, der ausfliegt, mitgegeben, der es  dann ausserhalb des Kessels aufgibt?!
2)Der Absender, nun mal bei einer Nachrichteneinheit, gibt den Text per Funk an seinen Ansprechopartner ausserhalb des Kessels weiter, der das Telegramm dann bei einem Feldpostamt oder wo auch immer aufgibt?!

Eine Frage stellt sich ja noch:  Wie kommt der Absender an diesen Telegrammtext, diese typischen Fernschreiberstreifen, etwa selber geschrieben?

So, ich erbitte reichlich Antworten.

Nochwas: Der Absender hat in einem anderen Brief geschrieben, dass er aufgrund der unsicheren Situation die "schnellen Grüße" sogar 2mal abgeschickt hat.

Grüsse name301

Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Tigerpanzer80

Hallo name301

Schade das dir keiner richtig helfen kann immerhin habe ich dir ja den Tipp gegeben deine Frage hier zu veröffentlichen...

Das Telegramm ist so selten das man nur vermuten kann, ich selbst habe mir auch meine Gedanken gemacht...

Ich könnte mir vorstellen das der Absender wohl einen der vielen Piloten kannte der dann die Telegramme aufgegeben hat und nach absprachen die Fernschreiberstreifen zurückgegeben hat.
Gibt es Hinweise darauf das er einen alten Freund gesehen hat in einen der anderen Belege?

Gruß

name301

Hallo Sammler.Papa,


leider gibt es keinen Hinweis, wie er es hinbekommen hat. Er weist zwar auf einen Freund hin, den er im Kessel getroffen hat, aber in seinem letzten Brief vom 19.1.43 (Datum aus Inhalt, sehr später Beleg!!) richtet er an die Angehörigen dieses Freundes Grüße aus, weil derjenige keine Möglichkeit mehr hat, Post zu schicken. 
Irgendwie muß der Absender sehr gute Beziehungen gehabt haben. Einmal ist auch vom OKW die Rede, denn er sollte eigentlich in Urlaub gehen, da kam die Einkesselung dazwischen und er hat das Nichtantreten des Urlaubes von einer Frau vom OKW ausrichten lassen.

Wenn man wenigstens wüßte wo die Feldpostnummer 03264 = Fernschreibkompanie 602 stationiert war.

Gruß
Name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

daflocki007

Ja, nach der Einheit hatte ich damals schon bißchen rumgefragt, aber da wußte keiner was drüber.

Ich würde mal versuchen im Rundbrief der ArGe ein Bild einzustellen und dort die Frage nochmal aufwerfen. Vielleicht hat einer von den alten Hasen eine Erklärung?

daflocki007
Flo
Immer auf der Suche nach Fallschirmjäger-Feldpost

Stalingrad

Hallo,
die Korrespondenz kenne ich bereits.
„Name301“ hatte mich schon über meine Homepage gefunden.
Eine wirklich tolle Korrespondenz, abgesehen vom Telegramm auch interessante Texte.
Es hat leider etwas gedauert.  :)

Aber ich habe die Unterlagen noch mal durchgesehen und in meinen Unterlagen weiter geforscht.


Es ist zunächst eindeutig ein Telegramm (es wird auch in dem Brief erwähnt), das offensichtlicht erst außerhalb des Kessels bei der Einheit FpNr 03264 =Fernschreib-Kompanie 602 am 22.12.42 aufgegeben  wurde.
Stempel auf Telegramm:
>> Postsendungen und Rückfragen an 03264 zwecklos, da Einheit nur Übermittler der Nachricht ist<<

Im Brief â€" geschrieben am 1.1.43 â€" ist seitlich der Telegrammtext aufgeklebt â€"
Darunter steht :
>>Dieses Telegramm hatte ich Euch gesandt, ist es angekommen?<<


Meiner Meinung nach ist das Telegram im Kessel bei einem FpA aufgegeben worden.
Da wahrscheinlich keine Fernsprechverbindung bzw. Fernschreiber für private Telegramme zur Verfügung stand bzw. es sicher nicht erlaubt war, diese zu nutzen, da anderweitig überlastet, bleiben eigentlich nur noch folgende Möglichkeiten:

- mit der Dienstpost ausgeflogen oder
- einem  ausfliegenden Piloten  mitgegeben oder
- Mitnahme durch Urlauber
und dann bei der Einheit FpNr. 03264 abgegeben (?)
dann wahrscheinlich Weiterleitung  Ã¼ber Biala Podlaska / Brest Litowsk mit der Luftfeldpost bzw. der normalen Post mit Zug bis Berlin, dann Ãœbergabe an die Reichspost.
Bekannt ist noch, dass nur ca. 30 % der Telegramme auf dem „Drahtweg“ befördert wurden.

Zur Einheit: FpNr 03264 =Fernschreib-Kompanie 602  
Die Einheit wird im Tessin nicht erwähnt.
Da leider kein Hinweis vorhanden, ist eine Lokalisation ohne weiteres nicht möglich.
Vielleicht kann man über die DRK-Bildsuchlisten etwas herausfinden?

Zum Stempel „ Kuriertelegramm“ auf dem Telegramm-Formular??

Die Nachricht selber ist privater Natur und somit sicher nicht als dringend oder wichtig einzustufen.
Es ist nicht klar, warum der Stpl. überhaupt auf dem Telegramm-Formular abgeschlagen wurde!?  Dafür gab es keine Notwendigkeit bzw. Vorschrift.??
Kurierpost war eigentlich immer Dienstpost!
Vielleicht ist es ein Indiz dafür, dass es mit der Dienstpost der Einheit weitergeleitet wurde!?
Jetzt wäre es natürlich wichtig zu wissen, wo die Einheit >>Fernschreib-Kompanie 602<< stationiert war, um die Abläufe nachvollziehen zu können.
Ich vermute, daß diese Einheit in der Nähe eines Absprung-Flugplatzes  des Luftfeldpostdienstes Osten liegen muß ?!

Insgesamt unklar !?


Woher stammt der Telegrammtext im o.a. Brief vom 1.1.43?
Der Schreiber Uffz. Fischer (FpNr 08130 = Armee-Nachrichten- Rgt 549)hatte evtl. Verbindungen zu einem FpA., das die Möglichkeiten hatte, Telegrammtexte aufzunehmen.
Für 1 od. mehrere Zigaretten o.ä. war es vielleicht kein Problem die „Papierschnipsel“ zu bekommen !?   ;)

Eigentlich habe ich jetzt mehr Fragen als vorher, aber das ist das schöne an Feldpost.


Konrad
(Stalingrad)
Stalingrad, Inselpost
Besonderheiten

name301

#8
Vielen Dank für die Hinweise und Versuche, das Zustandekommen dieses Telegrammes zu erklären.
Ich finde es wirklich klasse, dass ihr Profis Euch soviel Zeit genommen habt, um sich mit dem Beleg zu beschäftigen.

Um das Thema jetzt abzuschließen, bei natürlich vielen offenen Fragen, stelle ich hier jetzt meine Vermutung in den Raum:

Nachdem ich nun weiss wie ein Fernschreiber funktioniert (Danke Thomas) und es auch kein Problem ist, für sich ein Doppelschnipsel anzufertigen, glaube ich, dass der Absender sich den Text selber geschrieben hat oder hat schreiben lassen (In einem Armeenachrichtenregiment gab es bestimmt reichlich Möglichkeiten).
Dann hat der Absender seine Belege unter die Kurierpost (Dienstpost) geschummelt, vielleicht hat er Kontakte zu Soldaten gehabt, die die Kurierpost bearbeitet haben, vielleicht war er ja selber damit beauftragt.
Wie Stalingrad schon geschrieben hat "für ein paar Zigaretten", gab es bestimmt Möglichkeiten.

Vielleicht tauchen irgendwann auch noch Dienstbelege oder dienstliche Kuriertelegramme auf, die mehr Licht in Dunkle bringen.

Von dem Absender stelle ich hier noch einen Beleg ein mit Inhalt vom 19.1.43, wobei der Absender 19.1.42 geschrieben hat, aber man vertut sich ja um den Jahreswechsel herum schon mal mit der Jahreszahl.
Wenn man bedenkt ,dass nur vier Tage später die letzte Maschine
vom Flugplatz Stalingadski ausgeflogen ist (Quelle Stalingrad von Konrad Schnitzler), gehört dieser Brief wahrscheinlich zu den letzten Briefen die ausgeflogen wurden.
Auuserdem stelle ich hier noch die Nachricht vom Arbeitstab Stalingrad ein, in der der noch zum Wachtmeister beförderte Unteroffizier seit dem 28.01.43 als vermisst gilt (Wer den wohl am 28.01. vermisst gemeldet hat??)

Grüsse und nochmal vielen Dank
name301

Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

bommel02

Fernschreibverbindungen waren zur damaligen Zeit die sicherste Form der
Nachrichtenübermittlung. Ich nehme an,dasss bei einem NachrRegiment mit Bestimmtheit eine Fernschreibstelle vorhanden war.

Die Polizei und andere Behörden nutzen bis spät in die 80iger Jahre die
Fernschreibverbindung. Auf meiner Polizeistation verfügten wir auch über
ein solches Gerät. Man schrieb den Text auf einer Schreibmaschine. Zeitgleich lief ein schmaler Papierstreifen mit, auf welchem die betr. Buchstaben eingestanzt wurden. Der geschriebene Text mußte dem Vorgesetzen zur Durchsicht vorgelegt werden. Im Anschluß wurde der Lochstreifen wieder eingelegt und die Telefonnummer des Empfängers
angewählt. Hier lief das Fernschreiben dann nochmals über die Maschine.

Meiner Ansicht nach hat der Absender entweder einen Vordruck des
Fernschreiben (mit Einverständnis seines Vorgesetzen) der Kurierpost
mitgegeben und den Lochstreifen behalten, oder umgekehrt. Die außerhalb
des Kessels befindliche Fernschreibstelle hat die Nachricht dann weitergegeben.

Fernschreibverkehr nach draußen (als aus dem Kessel) hat es wohl nicht
gegeben. Möglicherweise gab es aber innerhalb des Kessels Fernschreibverbindungen zumindest ab Korps-Ebene.

Gruß Thomas
Nordafrika, XX,Festungen,Sturmgeschütz-Belege, RK-Belege

Stalingrad

Hallo,

abschließend vielleicht nochmal einige Zitate aus dem Kriegstagebuch der
6. Armee, die belegen, daß es ständige Verbindungen aus bzw. in den Kessel gegeben haben muß.

- AOK. 6 - I a
GEHEIME KOMMANDOSACHE!
Armee - Oberkommando 6   A. H. Qu., 25.12.1942
Abt. I a   21.45 Uhr
KR - Fernschreiben an OKH. / Gen. Kdo. und Oberstlt. i. G. Toppe persönlich


AOK. 6 - I a Nr. 6008 / 42 - g. Kdos.
Armee - Oberkommando 6   A. H. Qu., 25.12.42
Abt. - I a   21.50 Uhr
Funkspruch an Heeresgruppe Don
Nachtrag zur Tagesmeldung



AOK. 6 - I a Nr. 6009 / 42 g. Kdos.
GEHEIME KOMMANDOSACHE!
Armee - Oberkommando 6   A. H. Qu., 26.12.1942
V. O. / OKH.   09.30Uhr
KR - Funkspruch an das OKH
Oberbefehlshaber hat erneut auf ernste Folgen völlig unzureichender Luftversorgung durch folgenden Funkspruch an Oberbefehlshaber Heeresgruppe Don hingewiesen:



Von 9. Flak - Division
Durchgegeben: Major Heitzmann Aufgenommen: Hptm. Behr
26.12.1942 17.15 Uhr
Fernschreiben von General Schulz an General Schmidt


usw.

Hinweise auf Telegramme habe ich keine gefunden !

Konrad
(Stalingrad)
Stalingrad, Inselpost
Besonderheiten

name301

#11
Hallo,

da die alten Bilder von 2007 nicht mehr so gut zu erkennen sind und ich damals noch keinen Scanner hatte, stelle ich die Belege hier noch mal ein:

1) Telegrammumschlag
2) Kuriertelegramm von Nr. 03264 = Fernschreib-Kp 602
3) Luftpost 22.1.43 von Nr. 08139 = 1. Kp Armeenachr. Regiment 549
4) Inhalt von Luftpostbrief 22.1. mit Hinweis auf Telegramm
5) Luftpost 2.2.43 von Nr. 08139
6) Inhalt Luftpost 2.2.43 mit Inhalt vom 19.01.43 abends!!!
7) Luftpost an 08139 vom 12.12. mit Zurückstpl"nimmt nicht am Luftpostdienst teil"
9) Brief vom Arbeitsstab Stalingrad mit Status vermißt.

Da seit 2007 einige Supporter neu dazugekommen sind erhoffe ich mir neue Erkenntnisse über dieses Telegramm.

Kann jemand die FernschreibKp. 602 lokalisieren?
Ist ein ähnlicher Beleg irgendwo aufgetaucht?
Ist das Telegramm etwas fürs Handbuch, auch wenn es nur in Verbindung mit dem LuPobrief und dessen Hinweisen eine Rarität ist?

Viele Grüße
name301

Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45