142 Gäste, 1 Mitglied
topstar229
Willkommen zu Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org". Bitte anmelden oder eintragen.

22. Dezember 2024, 08:00:18

Anmeldung mit Benutzernamen, Passwort und Sitzungsdauer

Davos als "Deutscher Außenposten" im 2.WK?

Begonnen von leger_de, 30. Januar 2018, 23:43:51

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

leger_de

Kürzlich las ich einen etwas älteren Artikel ("Davos: Das Hitlerbad" aus der ZEIT 04/2007, siehe Anhang), der mein Interesse an der innerpolitischen Lage der Schweiz während des 2. WK weckte.
Neben den schweizer NS-Anhängern, den sog. "Fröntlern", die aber keine politisch bedeutsame Kraft darstellten, entwickelte sich in und um den Kurort Davos schon weit vor Beginn des 2.WK eine stattliche "Deutsche Kolonie" unter Führung von Wilhelm Gustloff.
Den Namen Wilhelm Gustloff verbinden viele nur mit der verlustreichsten Schiffskatastrophe der Menschheitsgeschichte, durch die hinterhältige Versenkung des Flüchtlingsschiffes "Wilhelm Gustloff" am 30.Januar 1945 durch ein russisches U-Boot mit über 9000 Opfern.
Der Namensgeber des früheren KDF-Dampfers Wilhelm Gustloff war ab 1931 Mitglied und ab 1932 Landesgruppenleiter der NSDAP-AO in der Schweiz und wurde durch einen jüdischen Attentäter am 04. Oktober 1936 in Davos erschossen.
So ist in dem Artikel u.a. dazu weiter zu lesen:
"...In Davos bildeten die dauerhaft niedergelassenen deutschen Ã,,rzte, Pfleger, Schwestern und Gewerbetreibenden eine veritable, bis zu 1500 Menschen zählende Kolonie. In Einrichtungen wie der Deutschen Heilstätte, dem Deutschen Kriegerkurhaus und im 1878 gegründeten Alpinen Pädagogium Fridericianum, einem Internat für lungenkranke Kinder aus dem Reich, fanden viele von ihnen einen Arbeitsplatz und nach 1933 auch die der neuen Zeit entsprechende ideologische Grundversorgung. ..."
Zu diesem Thema habe ich in meiner Sammlung einige Belege gefunden, die ich im Anschluss vorstellen möchte.
Deshalb hat mich die folgende Ausführung hellhörig gemacht:
"...Während des Zweiten Weltkriegs schickte das Regime Tausende verlässliche Volksgenossen und kriegsverletzte Soldaten zur Erholung in die Davoser Sanatorien...."
Wenn ich das also richtig deute, wurden Soldaten der Wehrmacht aus dem Reich zur Genesung in der Schweiz kuriert um dann wieder an die Front zu kommen? Damit hätte ich nicht gerechnet.
Vielleicht ist diese Information auch in dem Artikel der ZEIT nicht korrekt recherchiert gewesen.
Hat jemand aus dem Forum dazu ggf. weitere Informationen, Ideen oder sogar Belege?
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

leger_de

#1
Ich hatte noch die Beschreibung der Belege vergessen, wie sie sich aus meiner Sicht darstellt:

1.)   FP-Ãœberroller Front-Heimat am 20.02.45 von einem Soldaten bei  15496 = Gruppen-Chefarzt 3/I Kriegslazarett-Abteilung 528 R mit Tagesstempel von Wörrstadt (Rheinland-Pfalz) in die Schweiz nach Davos-Wolfgang, Deutsche Heilstätte gerichtet, dann von der deutschen Zensurstelle „d“ in München zensiert und  am 16.04.45 in  Davos eingetroffen. Dort wurde festgestellt, dass der wohl deutsche Empfänger nicht mehr vor Ort war (vermutlich aus der Schweiz ausgewiesen), ein Nachsendestempel der Deutschen Heilstätte angebracht und der Brief zurück nach Varenholz / Weser in Deutschland gesendet. Durch diese Rücksendung wurde der Brief quasi überrollt, durch die amerikanische Zensur zensiert und wahrscheinlich zugestellt.

2.)   Feldpost Heimat-Front vom 10.06.42 von einem (evtl. deutschen) Kranken im „Deutschen Kriegerkurhaus“ Davos-Dorf, 5.Stock Zimmer 505 an einen deutschen Soldaten bei  M06253 = 5.Torpedoboots-Flottillenkommando gerichtet und bei der Zensurstelle „e“ in Frankfurt / M. zensiert

3.)   Luft-Feldpost mit 40Rpf Zusatzfrankatur (Ãœbergewicht? => siehe hs. Vermerk an der Seite) namensgleich am 1X.08.42 von dt. Soldaten bei 32027 = schwere Artillerie-Abteilung 737 an einen Arzt im Waldsanatorium in Davos. Für den Fall, dass dieser nicht anzutreffen war sogar mit namensgleicher Rücksendeadresse! Es handelte sich also vermutlich um einen deutschen Arzt.

Sollten es dazu ggf. andere Ideen geben, bitte kurz mitteilen. DANKE!
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

frank9961

bei meinen briefen ging keiner nach Davos.
basel, Zürich und auch kleinere dörfer.
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

Arkul

Kann für tiefgründige Infos zum Verhalten der Schweiz im II. WK das Buch "Die Schweiz, das Gold und die Toten" empfehlen.
Die Grundaussage im Buch: ohne die Goldwäscherei und Devisenbeschaffung durch die Schweiz hätte Hitler kaum 2 Monate Krieg führen können.
Herausgegeben von Jean Ziegler, Professor für Soziologie an der Uni Bern, 1997 geschrieben.

MfG  Arkul

leger_de

Hallo,
danke für den Tipp. Werde ich mir zulegen.
Grundsätzlich sind die Verwicklungen im Finanzbereich schon bekannt. Steht in dem Buch ggf. auch etwas zur speziellen Thematik der Versorgung deutscher Soldaten in Davos (also auf schweizer Territorium)? Die Arbeit der Ã,,rztekommission an der Ostfront ist ja bekannt. Aber die Versorgung auf eigenem Staatsterritorium wäre schon außergewöhnlich. Oder?
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Arkul

Muss ich nachschauen, kann aber etwas dauern. Habe das Buch vor ca. 5 Jahren gelesen.
Hätte nie gedacht, dass Hitler und Co. die Schweizer Banken zu seinen Kriegsgehilfen machen konnte. Und hier geht es nicht nur um Juden-Gold, das gegen Schweizer Franken aufgekauft wurde, sondern auch um Raubgold aus den überfallenen Länder. Deutschland selbst hatte fast keine Goldvorräte vor Kriegsbeginn; aber für die Rüstungsproduktion wurden Rohstoffe aus dem Ausland benötigt, die Deutschland mit der Schweizer Währung bezahlte. Ein "sauberes" Geschäft.

MfG  Arkul

name301

Hallo leger_de,

etwas wirklich greifbares kann ich zu dem Thema auch nicht beitragen.

Ich habe einige wenige Rundbriefe des Landesgruppenleiters Wilhelm Stengel , deutsche Gesandschaft Bern, aus 1944 an Schweizer Staatsbürger und sogenannte Rückwanderer in der Wehrmacht in meinem Besitz.
Darin wird häufig auf die "Deutsche Zeitung in der Schweiz" (DZS) hingewiesen, in der alle möglichen Infos für die Soldaten abgedruckt wurden. Ich könnte mir vorstellen, daß in dieser Zeitung auch etwas über eventuelle Kurmöglichkeiten usw für Deutsche (Soldaten) in der Schweiz  mitgeteilt wurde.

Anliegend zeige ich Teile vom Rundbrief 5 von Juli 1944, wo darauf hingewiesen wurde, daß es nicht mehr möglich ist, in der Schweiz Urlaub zu machen (Und das für Schweizer Staatsangehörige!!). Zu dem Zeitpunkt war die Schweiz schon sehr stringent. Daraus schlußfolgere ich ,daß zumindest ab Mitte 1944 Kur- und -behandlungsmöglichkeitenmöglichkeiten für Deutsche (Soldaten) usw. evtl auch nicht mehr in Frage kamen.

Viele Grüße
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45