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22. Dezember 2024, 13:50:48

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Fp.Nr. 00400 = Beauftr. f. d. z.b.V. Programme (Heer)

Begonnen von hw33175, 14. Oktober 2018, 21:22:57

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hw33175

Hallo!
Hier ein Fp.-Brief F-F v. 31.5.44 (26H0705) Verw.: Schneidemühl von der Fp. Nr.: 58865 = ab 24.11.43 Nachr. Kp. (mot.) 724 mit
Fp. Nr.: 00400 = ab 7.10.43 Beauftr. f. d. z.b.V. Programm (Heer) an Fp. Nr.: 05625 = 3. Kp. Pz. Abt. 116 / U.: 116. Pz. Div. / Frankreich.
Zensur:
links Seite: Zensurstreifen einer Feldpostprüfstelle
Vorn hdschr. Prüferzeichen: S / 2
Hinten Prüferzeichen: 1 Großbuchstabe: Y

Als ich den Beleg heute auf dem Trödelmarkt fand, glaubte ich ohne Entschlüsselung der Fp. Nr. aufgrund des auch für V-Waffen benutzten Tarnstempel aus Schneidemühl und der Zensur mit den Prüferzeichen, daß es sich um einen V2-Beleg handelt.
Es kam aber die Nachr. Kp. (mot.) 724 heraus und Beauftr. f. d. z.b.V. Programme (Heer). In meinen Unterlagen waren sie nicht für V-Waffen verzeichnet.
Ich habe bisher auch keinen Einsatzbereich der Einheiten finden können.
Lediglich in einer Auktion bei Felzmann fand ich einen Brief der Fp. Nr.: 00400 von Ende 1944, der auch den gleichen Tarnstempel trug.

Kann jemand mehr dazu sagen?

HW33175




Fario


Hallo HW33175!
Betr.: Beauftragter z.b.V. / Heer, schau mal bei den unten genannten Quellen nach.
Anfang September 1943 wurde durch den Chef der Heeres-Rüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres ein Beauftragter z.b.V. / Heer (Major Dornberger) für Entwicklung und Einsatzbereitschaft des Raketenprogramms eingesetzt.
Quellen :
https://portal.ehri-project.eu/units/de-002525-rh_26_1022
https://www.archivportal-d.de/item/6LNLISRDWEA2JHD2HXDUAPGYM7ROXVVA

Gruß Fario

hw33175

Hallo!
Erst einmal meinen recht herzlichen Dank an Fario für die beiden Quellen.
Die Angaben darin haben mir Klarheit zu der Fp. Nr.: 00400 in Ergänzung zu meinen nachträglichen Recherchen verschafft.

Quelle:
http://www.institut-rabe.de/index.php/entwicklung-von-1935-bis-1945

Da Peenemünde nach dem ersten Luftangriff im August 1943 zur Täuschung der alliierten Luftaufklärung nicht wieder vollständig hergerichtet wurde, erfolgte eine weitgehende Verlagerung der Tests in das heutige Polen bei Blizna - ca. 110 km von Krakau entfernt - (Deckname: „Heidelager“) und im Zuge des Gebietsverlustes an der Ostfront in die Tucheler Heide (Deckname: „Heidekraut“). Dort und in Schneidemühl (heute polnisch PiÅ,a) fand auch die Ausbildung der A4-Verschußbatterien statt.


Quelle: Tessin
Artillerie-Ersatz-Abteilung 271

* bis 1.11.1943 (AHA-Befehl vom 29.9.1943) durch Wehrkreis II, dem Stab Kommandostelle S, später B (= Befehlshaber?) z. b. V. Heer unterstellt (V 2-Erprobung und Einsatz). Vom 13.12.1943 bis 1.1.1944 getrennt in Artillerie-Ersatz- und Artillerie-Ausbildungs-Abteilung; 16.2.1944 Aufstellung einer technischen Ausbildungs-Batterie aus freiwerdendem Personal der Artillerie- und Prüfparke 91 und 92; 23.11.1944 Angliederung einer Lehr- und Versuchs-Abteilung z. V. mit 1. und 2. Lehr- und Versuchs-, 3. technischen, 4. Treibstoff- und 5. Zielbeobachtungs-Batterie.

Fp. Nr.: 12310 =    12.10.43 Stab Kdo. St. „S“
                 15.11.43 Stab u. Nachr. Zug Kdo. St. „S“
                 07.12.44 Stab Kdo. St. „S“ / 7.2.45 gestr.

Im Tessin, Band 8, S. 305 ist verzeichnet, daß die Art. Ers. Abt. 271 dem Stab Kommandostelle S unterstellt ist. Später  B (= Befehlshaber ?) z.b.V. Heer unterstellt.
Das „B“ ist als Befehlshaber bezeichnet, jedoch mit einem Fragezeichen versehen.
In den nachfolgenden Auszügen aus dem Kriegstagebuch des OKW steht als Bezeichnung der Einheit: B. z.b.V. Heer unter der Leitung des Gen.-Majors Dornberger.
Ich denke, aus dem dargestellten Gesamtsachverhalt, dürfte das „B“ für das Wort: „Beauftragter“ stehen.

Fp. Nr.: 00400 =   7.10.43 Beauftr. f. d. z. b. V. Programme (Heer).

Relevante Auszüge aus dem Kriegstagebuch des OKW
Quelle: Kriegstagebuch OKW für 2/43

7.11.1943 Westen:
Das OKW befiehlt, daß der OB West für die einheitliche Vorbereitung und
Durchführung des geschlossenen Einsatzes aller Sonderwaffen verantwortlich
ist. Dazu wird als taktischer Führungsstab das Gen. Kdo. LXV. z.b.V. neu aufgestellt und
dem OB West unterstellt. Ihm werden unterstellt: H. Arko 191, Flak. Rgt. 155, 1 Artl. Stab, gegebenenfalls Teile der schw. Mar. Küst. Artl., falls der H. Arko 191 und der Flak. Rgt. Stab 155 noch an das Heimatkriegsgebiet gebunden sind, hat der Chef H Rüst u. BdE den Artl. Stab 760, die Luftwaffe einen voll arbeitsfähigen Stab zu entsenden.

26.11.1943
Westen:
Die Generale Schneider („Tausendfüßler") und Dornberger („A 4") halten
im FHQu Vortrag über organisatorische Fragen ihres Bereichs.

29.11.1943
Führung der Sondergeräte:
Am 7.11. ist dem OB West die Verantwortung für den Einsatz der Sondergeräte übertragen worden, die unter dem Gen. Kdo. LXV. z.b.V. zusammengefaßt werden (vgl. 7.11./1).
Der OB West hat am 15.11. einen Vorschlag für die Gliederung der Fernkampfartillerie vorgelegt, der darauf hinausläuft, den Gen. Dornberger von der taktischen Führung des Feuerkampfes zu entbinden und seinen Bereich auf die Entwicklung und Fertigung der Sondergeräte, die Ausbildung der Truppe usw. zu beschränken. Hierdurch soll eine Anhäufung von Stäben vermieden und die Führung des Fernkampfes straffer in der Hand des Gen. Kdos. LXV. z.b.V. vereinigt werden. Der WFSt hat am 15.11. Bedenken ausgesprochen und vorgeschlagen, die Entscheidung bis zur Rückkehr des Oberstlt. d. G. Ziervogel zurückzustellen, der von ihm zur Unterrichtung an Ort und Stelle entsandt worden ist. Am 21. 11. hat er ausführlich Stellung genommen und zwei verschiedene Lösungen erörtert, die eine im Sinne der Vorschläge des OB West, die andere vom Belassen der augenblicklichen Organisation ausgehend.
Am 22.11. erstatten Oberst d. G. Berg und Oberstlt.d.G. Ziervogel auf  Grund der Erkundung an Ort und Stelle einen Bericht über Fertigung, Organisation und Einsatz der Fernkampfgeräte, in dem die Forderungen des OB West, der Luftfl. 2 und des Gen. Ing. beim OB West zusammengestellt und die weiteren Bearbeitungspunkte aufgezählt sind. Inzwischen ist übersehbar geworden, in welchem Maße der Gen. Dornberger an die Heimat gebunden ist und inwieweit er sich um den Westeinsatz kümmern
kann (vgl. 26.11./2). Daher ergänzt das OKW den Befehl vom 7.11. im Sinne der zweiten vom WFSt vorgeschlagenen Lösung dahin, daß Gen. Dornberger als B. z.b.V. Heer für die Weiterentwicklung und Erprobung der Waffe „A 4" sowie für die Aufstellung und Ausbildung verantwortlich ist; er untersteht dem Chef H Rüst u. BdE und ist in seiner Eigenschaft als höherer Artl Kdr. 191 dem Gen. Kdo. LXV z.b.V. unterstellt. Als solcher leitet er unter Zusammenfassung aller im Westen befindlichen Dienststellen des „A 4"Geräts die Vorbereitungen für den Einsatz. Der Stab des Höh. Artl. Kdrs. 191 soll möglichst bald in den Westen verlegt werden. Bis zu seinem Eintreffen wird Gen. Dornberger dort durch Oberstlt. Hohmann vertreten. Das OKW regelt die Verlegung der durch den Chef H Rüst u. BdE aufzustellenden „A 4"= Truppenteile in den Westen (Januar bis Anfang März). Das HPA hat für ein besonders hochwertiges Offizierskorps zu sorgen. Der Stab Artl. Rgt. 760 wird aufgelöst.
Der Chef WFSt antwortet dem OB des AOK15, Gen.-Oberst v. Salmuth, auf ein Schreiben vom 11.11. Die meisten der vorgebrachten Wünsche sind durch die inzwischen im Zusammenhang mit der Weisung 51 getroffenen Anordnungen überholt.

1.12.1943 Westen
Der Führer genehmigt die für das Gen.-Kdo. LXV. z.b.V. vorgelegte Dienstanweisung. Der OB West erhält die Berechtigung, alle für den Einsatz der Sondergeräte („Fernkampf") erforderlichen Befehle an die beteiligten Dienststellen der Luftwaffe, der Kriegsmarine, der OT und des RAD zu geben.
1.
Das OKW übermittelt daraufhin dem OB West die Dienstanweisung für das Gen. Kdo. LXV. z.b.V.
2.
(Der GenStdH wird am 4. 12. angewiesen, die Transportdienststeile für den Stab B z.b.V. Heer zu etatisieren
; am 12. 12. erhält er Weisung betr. die Zuteilung von Generalstabsoffizieren zum Stabe des Höh. Arko 191. Der OB West wird gleichzeitig unterrichtet; dazu Notiz.) Der WFSt legt am 2. 12. eine Vortragsnotiz über das „A 4" Gerät und das Flakzielgerät 76 vor (Fertigung, Leistung, Schußfolge usw.).
Die feindliche Luftwaffe greift schon seit längerer Zeit die Baustellen der Sondergeräte
und in Deutschland die Produktionsstätten an. Aus der Berechnung des WFSt ergibt sich, daß die Masse des „A 4" Sprengstoffes, die täglich zur Wirkung gebracht werden kann, geringer bleibt als die, die bei einem großen Luftangriff abgeworfen wird. Der Vorteil besteht also nur darin, daß ohne Warnung Tag und Nacht eine Wirkung ausgeübt wird. Diese richtet sich vor allem gegen die seelische Widerstandskraft der Engländer; die tatsächliche Zerstörung folgt erst in zweiter Linie.


Dienstanweisung für Gen. Kdo. LXV. A.K. z.b.V. vom 1. 12. 1943
35.
Fernschreiben vom 1. 12. 1943, 13.40 Uhr
Nachr. Ob.d.M.
Gltd. : Ob. West, nachr. Ob.d.L., nachr. Chef GenStdH, nachr. Chef H. Rüst u.
BdE, nachr. Chef OT, nachr. Reichsarbeitsführer.
Geheime Kommandosache
Chef sache!
Nur durch Offizier!
Bezug : Der Führer, OKW/WFSt/Op (H) Nr. 662889/43 GK. Chefs, v. 1. 12. 43
Betr. : Dienstanweisung für Generalkommando LXV. A.K. z.b.V.
1.) Gen. Kdo. LXV. A.K. z.b.V. ist dem Ob. West in jeder Beziehung unmittelbar
unterstellt.
Es bereitet den Einsatz sämtlicher Sonderwaffen (A 4, Flakzielgerät 76 und
schwerste Artillerie) vor und führt diese Waffen im Einsatz gegen England.
2.) Seine Aufgaben sind im Einzelnen:
a) Vorbereitung des Einsatzes für die Bekämpfung der Ziele, die durch den
Führer noch befohlen werden, Auswahl von Baustellen für Einsatz und Versorgung aller Sondergeräte, Überwachung des sachgemäßen Ausbaues und der Instandhaltung, Maßnahmen für Sicherung, Abwehr, Tarnung, Täuschung.
b) Einsatz.
Taktische Führung sämtlicher Truppenteile NSR Sonderwaffen und ihre einheitliche Feuerleitung, Überwachung ihrer personellen, materiellen und technischen Einsatzbereitschaft.
3.) Zur Durchführung seiner Aufgaben werden ihm unterstellt:
Sofort:
a) Der Höh. Art. Kdr. 191 mit den schon im Westen befindlichen Truppenteilen,
b) die schon im Westen befindlichen Truppenteile des Flak*Rgt. 155 (W).
Nach Herstellung ihrer Einsatzbereitschaft und Eintreffen im Bereich des Ob. West:
Die weiteren für den Fernkampf vorgesehenen Verbände des Sondergerätes A 4
und des Flakzielgerätes 76.
Außerdem wird ihm für den Fernkampf selbst der Art. Kdr. 141 mit einer Art.=
Fernkampfgruppe unterstellt. Zeitpunkt der Unterstellung und Zusammensetzung
der Fernkampfgruppe befiehlt der Ob. West.
Für die Unterstellung der Truppenteile des Flak. Rgt. 155 (W) gilt folgende Regelung:
a) Truppendienstliche Unterstellung unter Luftgau. Kdo. Belgien Nordfrankreich,
b) für den Munitionsnachschub dem Gen. Kdo. LXV. A.K. z.b.V., in aller übrigen
Versorgung den örtlich zuständigen Luftgau-Kommandos.
4.) Soweit über die Zusammenarbeit mit Luftflotte 3 (insbesondere hinsichtlich Flak*
und Jagdschutz), mit OT und RAD hinaus Befehle erforderlich sind, erläßt sie der Ob. West.
5.) Als Waffenvorgesetzten haben über ihre Waffen Inspektionsbefugnisse und
Weisungsrecht auf technischem Gebiet:
Der B. z.b.V. Heer für A 4.
Der Gen. d. Flakwaffe für Flakzielgerät 76.
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht
gez. Keitel
OKW/WFSt/Nr. 662890/43 GK. Chefs. WFSt/O

Quelle:
https://portal.ehri-project.eu/units/de-002525-rh_26_1022


Die folgende Darstellung folgt im wesentlichen Hölsken, V-Waffen (s. Bibliographie).
Für den Kriegseinsatz der Fi 103 wurde im Juni 1943 mit der Aufstellung einer Ausbildungseinheit begonnen, dem Lehr- und Erprobungskommando Wachtel der Luftwaffe (Oberst Wachtel war seit April 1943 mit der Durchführung des Kriegseinsatzes der Fi 103 beauftragt).
Am 11. Mai 1943 wurde auf Seiten des Heeres der Abteilungschef WaPrüf 11 im Heereswaffenamt Major Dr. Dornberger als Kommandeur des Heimat-Artillerie-Parks 11 (Tarnbezeichnung für die Heeresversuchsanstalt Peenemünde) eingesetzt.

Anfang September 1943 wurde durch den Chef der Heeres-Rüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres ein Beauftragter z.b.V. / Heer (Major Dornberger) für Entwicklung und Einsatzbereitschaft des Raketenprogramms eingesetzt.

Verwandte Verzeichnungseinheiten
RH 12-14: Beauftragter z.b.V. Heer

Literatur:
Dornberger, Walter: L' Arme secrète de Peenemünde: Les fusées V 2 et la conquête de l'espace. Paris, Grenoble 1954
Dornberger, Walter: Peenemünde: die Geschichte der V-Waffen. 15. Aufl..Berlin2005
Dornberger, Walter: V 2 - der Schuss ins Weltall. Geschichte einer großen Erfindung. 3. Aufl.. Esslingen 1958
Dornberger, Walter: V 2: Hitler's vengeance weapon - forerunner ot the space rocket. London 1958
Hölsken, Heinz Dieter: Die V-Waffen: Entstehung - Propaganda - Kriegseinsatz. Studien zur Zeitgeschichte Bd. 27. Stuttgart 1984

https://www.archivportal-d.de/item/6LNLISRDWEA2JHD2HXDUAPGYM7ROXVVA
Beauftragter z.b.V. Heer (Bestand)

Verzeichnungsstufe: Bestand Bestandssignatur:
BArch, RH 12-14
Kontext:
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945 >> Reichsheer und Heer >> Generalinspektionen und Inspektionen
Bestandslaufzeit: 1944-1945
Bestandsbeschreibung:
Über den Beauftragten z.b.V. Heer ist - auch in der Literatur - nur wenig bekannt. In der Literatur sind (siehe unten: Hölsken: Die V-Waffen, S. 123, 137f.) Abstimmungsschwierigkeiten und Kompetenzrangeleien zwischen verschiedenen Wehrmachtteilen und Dienststellen sowie der SS im Bereich der Fernwaffen (V1=Luftwaffe, V2=Heer) erwähnt. Dabei wird der eigentlich im Bereich des Heereswaffenamtes tätige Generalmajor Dr. Ing. Walter Dornberger als Beauftragten z.b.V. (Heer) genannt.
Der Beauftragte war offenbar die zentrale Schaltstelle zwischen den Fronttruppenteilen der V-Waffen und der Führung des Heeres und hatte den "normalen" Inspektionen analoge Aufgaben zu erfüllen (Aufstellungen, Ausbildung, Ausrüstung). Ob und inwieweit sich die Kompetenz auch auf den Bereich der Rüstungsproduktion, einschließlich der nach einem Angriff auf die Heeresversuchsanstalt Peenemünde im August 1943 notwendig gewordenen unterirdischen Verlagerung der Produktionsanlagen in bombengeschützte Stollenanlagen (Mittelwerke GmbH, "Dora") ausdehnte, ist nicht geklärt. Unstrittig ist jedoch, dass die SS unter Heinrich Himmler, respektive Hans Kammler (SS-Brigadeführer, ab 30.1.1944 SS-Gruppenführer, später SS-Obergruppenführer, ab März 1944 auch "Beauftragter für Sonderbauten"), die Federführung des Projektes "Produktions-Verlagerung" übernommen hatte. Schließlich erhielt Kammler Mitte 1944 den Befehl über das Generalkommando z.b.V. XXX. / LXV. Armeekorps (bis dahin unter Generalleutnant Erich Heinemann) und überwachte damit quasi allein die Arbeiten zur Einsatzfähigkeit der V 2 und in der Folge deren operativen und taktischen Maßnahmen. Zur Leitung der A4-Operationen wurde unter dem neuen Befehlshaber unmittelbar die Division z.V. (zur Vergeltung) aufgestellt.
Der Beauftragte z.b.V. dürfte zu dieser Zeit bereits nicht mehr bestanden haben, zumindest war er nun völlig entmachtet. General Dornberger leitete dann wieder die Erprobung und Weiterentwicklung der Fernwaffen (u.a. "Hochdruckpumpe") in seiner angestammten Arbeitsumgebung (Heereswaffenamt).
Generaloberst Jodl führte am 31. Januar 1945 in einem Fernschreiben an den OB West an, dass auf Befehl Hitlers der gesamte Einsatz der V1 von der Erde und V2 unter Führung des SS-Obergruppenführers Kammler zusammengefasst wurde. Hierzu wurden die bisher der Luftwaffe zugeordneten V1-Verbände in die Waffen-SS überführt.

Inhaltliche Charakterisierung:
Dem Bestand zugeordnet wurde lediglich eine Akte mit Fehlermeldungen, technischen Einsatzberichten und Erfahrungen der V-Waffen-Verbände. Sie stammt aus der 2000 aufgelösten Sammlung v. Rhoden.
Als Ersatzüberlieferung angesehen werden können rund 50 Akten der Fronttruppenteile und Kommandostellen der V-Waffenverbände (Generalkommando z.b.V. XXX. / LXV. Armeekorps, Division z. V., Artillerie-Regimenter 836, 485, 902, 903 und SS-Werfer-Abt. 500) sowie die hauptsächlich technischen Unterlagen der Heeresversuchsanstalt Peenemünde.
Ergänzend liegt im Militärarchiv ein bestandsübergreifendes Verzeichnis der überlieferten Unterlagen der V-Waffen Verbände vor.


Zu der Zensur:
Ich denke, daß es sich bei der Zensur um die übliche Zensur für V-Waffen Belege zu der Zeit in Schneidemühl handelt:
Verschlußstreifen einer Feldpostprüfstelle.
Je ein Großbuchstabe als Prüferstempel auf Vorder- und Rückseite.
Dem Buchstaben vorn folgt ein Schrägstrich und eine Zahl in Handschrift.
Abweichend:
In dem Brief Fp. Nr.: 00400 ist der Buchstabe „S“ vorn ebenfalls handschriftlich, gefolgt von dem Schrägstrich und der Zahl 2.
Unter
http://www.die-feldpost-2-weltkrieg.org/index.php/topic,2598.0.html
habe ich einen Beleg v. 6.7.44 mit Rückseite eingestellt, der vorn den Großbuchstaben S und dann den hdschr. Schrägstrich mit der 2 dahinter aufweist.

HW33175

Arkul

Danke für die umfangreichen Recherchen zu Peenemünde.
Ich habe dadurch viele Ergänzungen zu diesem Spezialgebiet gefunden.

MfG  Arkul

Arkul

Zur  Heeresversuchsanstalt Peenemünde  und der Fi 103 = V1  möchte ich einige Fotos einstellen, die ich im Urlaub auf dem Orts- und Naturlehrpfad Zempin ( ca. 20  km von Peenemünde entfernt ) machte.

MfG  Arkul

Arkul

#5
Tatsachen und Legenden über die Heeresversuchsanstalt Peenemünde 

Ab 1937 an war Wernher von Braun der technische Direktor der neuen Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA). Hier leitete er unter anderem die Entwicklung des Aggregats 4, kurz A4 genannt, einer Großrakete mit Flüssigtreibstoff. Ab 1943 wurde die Rakete anderen Ortes im Reich in Serienfertigung gebaut und nach ihren ersten Einsätzen auf London V2 (Vergeltungswaffe 2) genannt. Das Aggregat 4 war eine der ersten einsatzfähigen Boden-Boden-Raketen mit Flüssigkeitstriebwerk überhaupt. Neu war an dieser Rakete auch, schubstarke Flüssigkeitstriebwerke mit einem Kreiselsystem zu koppeln. So gelang es erstmals, die Flugbahn zu stabilisieren und Abweichungen automatisch auszuregeln.
Im Jahr 1942 überschritt ein Prototyp der V2 erstmals eine Gipfelhöhe von mehr als 80 km, 1945 wurden um 200 km erreicht. Die Rakete Aggregat 4 war damit nach Definition der FAI das erste von Menschen geschaffene Objekt im Weltraum, indem es eine Höhe von über 100 km erreichte.
Unter staatlicher Regie betreibt Wernher von Braun  in Peenemünde Raketenforschung im großen Stil. Der Krieg setzt Brauns Einrichtung dabei im selben Maße unter Druck, wie er neue Aufträge beschert. Mit teils utopischen Versprechungen bemühen sich er und seine Mitstreiter (allen voran Walter Dornberger, zuständig für Raketentechnik beim HWA) immer wieder um Hitlers Gunst. So tritt 1941 die Serienproduktion raketengetriebener Waffen neben die Forschung. Und da es kriegsbedingt an Arbeitskräften mangelt, wendet man sich in Peenemünde an die SS, die, je länger der Krieg andauert, über ein immer gewaltigeres Heer an Zwangsarbeitern verfügt.
Binnen kürzester Zeit werden der Forschungsanstalt mehrere, über das Reich verteilte Raketenwerke angegliedert. Das wichtigste und berüchtigtste ist von 1943 an das Mittelwerk bei Nordhausen im Harz. Nachdem ein britischer Bombenangriff Peenemünde getroffen hat, wird die Hauptproduktion hierher verlagert â€" in einen gewaltigen Bergstollen. Zwangsarbeiter treiben ihn ins Gestein. Ein mörderisches Unterfangen, so wie die unterirdische Produktion der Vergeltungswaffe 2 selbst.
Als Arbeitskräftereservoir dient ein eigenes Konzentrationslager: Mittelbau-Dora. Die Häftlinge sterben zu Tausenden. Sie sind schlecht ernährt und überarbeitet. Insgesamt 6.000 V2-Raketen schrauben sie zusammen. Die Hälfte davon kommt zum Einsatz, der Großteil gegen England und Belgien. Die Bilanz: Angst, Zerstörung und rund 8000 Tote. Mehr als das Doppelte an Opfern fordert die Herstellung: Etwa 20.000 KZ-Häftlinge kommen in Mittelbau-Dora zwischen 1943 und 1945 ums Leben.
Dass sie, schneller und in höherer Stückzahl produziert, die deutsche Niederlage hätte abwenden können, ist ein Mythos. Gleichwohl stellt die V2 in den Augen der Siegermächte ein Symbol für die Überlegenheit Nazideutschlands in der Raketentechnik dar.

Im besetzten Deutschland kommt es in der Folge zu einer geradezu bizarren Situation: Während Ermittler der US-Justiz versuchen, Naziverbrecher vor Gericht zu bringen, fahnden Abteilungen des Militärs nach NS-Wissenschaftlern, um sie in amerikanische Dienste zu nehmen. Wernher von Braun hilft eifrig mit. Zeitgleich beeilen sich die Amerikaner, so viele V2-Bauteile wie möglich in die USA zu schaffen. Es bleiben ihnen dafür nur wenige Wochen: Bis Ende Mai 1945 müssen die US-Truppen aus Thüringen abziehen, das fortan Teil der sowjetischen Zone sein wird. Im Mai rollen auf Hunderten Güterwagen tonnenweise V2-Teile nach Antwerpen, 16 Schiffe verfrachten sie nach New Orleans â€" "die größte illegale Fracht, die aus dem besetzten Deutschland abtransportiert wurde", wie der Braun-Biograf Werner Eisfeld schreibt, denn eigentlich hätten die Amerikaner Fabriken und andere Einrichtungen unversehrt hinterlassen müssen.
Das tatsächliche Motiv des US-Militärs ist denn auch ein anderes. Im Zeichen des aufziehenden Kalten Krieges will man sich das deutsche Know-how als eine Art "intellektuelle Reparation" sichern und damit zugleich verhindern, dass es der Gegenseite in die Hände fällt. Ganz unterbinden lässt sich das freilich nicht: Auch die Sowjets haben ihren Wernher von Braun. Er heißt Helmut Gröttrup, hat als Ingenieur im Mittelwerk gearbeitet und wie Braun ein Mitarbeiterteam um sich geschart. Bereits im März 1946 startet die erste "sowjetische V2".
Zeitgleich endet in den USA das Unternehmen Overcast, und die Operation Paperclip läuft an, benannt nach den Büroklammern, mit denen die Akten der dafür ausgesuchten Wissenschaftler gekennzeichnet werden. Am Ende sind es rund eintausend. Darunter Männer wie Arthur Rudolph, der Direktor des Mittelwerks, den die Amerikaner 1945 noch als "100 Prozent Nazi" einstuften. Oder der Luftfahrtmediziner Hubertus Strughold, der bei seinen "medizinischen" Versuchen im Konzentrationslager Dachau reihenweise Häftlinge zu Tode gequält hat, etwa um herauszufinden, wie lange ein Mensch von Salzwasser leben kann.
Das Paperclip-Unternehmen stellt den Wissenschaftlern einen längerfristigen Aufenthalt, ja sogar die Einbürgerung in Aussicht. Abgesegnet wird es von US-Präsident Harry S. Truman, allerdings unter Vorbehalt: "No person found [...] to have been a member of the Nazi party and more than a nominal participant in its activities, or an active supporter of Nazism or militarism shall be brought to the U.S." Dieser Klausel zufolge hätte wohl kein einziger der Paperclip-Wissenschaftler einreisen dürfen. Und so verschweigen die zuständigen Militärs nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch dem Weißen Haus die Vergangenheit ihrer "genialen" Deutschen.
Der Bestimmungsort der Raketenteile ist das Testgelände White Sands in New Mexico. Im nahe gelegenen Fort Bliss werden wenige Monate später Wernher von Braun und nach und nach mehr als hundert seiner Mitarbeiter eintreffen. Sie kommen, zunächst befristet, im Rahmen der Operation Overcast, die das Militär mit dem Krieg gegen Japan legitimiert: Um die Kämpfe im Pazifik so schnell wie möglich siegreich beenden zu können, müssten die USA auch auf die deutschen Spezialisten zurückgreifen. Insgesamt 350 Fachleute werden mit dieser Begründung in die Staaten ausgeflogen, ohne sich zuvor einem Entnazifizierungsverfahren stellen zu müssen. Am 19. September 1945 landet Wernher von Brauns Maschine â€" rund einen Monat nach der japanischen Kapitulation.

Für Wernher von Braun und seine Mitstreiter ist es im Klima des Kalten Krieges gegen die Sowjetunion nur zu leicht, sich ihrer Vergangenheit zu entledigen. Nein, vom Terror gegen die Häftlinge im Mittelwerk und von der systematischen Vernichtung durch Arbeit hätten sie nichts gewusst. Ihre Akten werden nach und nach weißgewaschen â€" auch eine Art von Entnazifizierung. Wernher von Braun begreift die neuen Spielregeln schnell. Binnen weniger Monate wird er ein Kalter Krieger, wobei sich die großen internationalen Krisen regelmäßig als kleine individuelle Glücksfälle für ihn und seine Sache erweisen.
Als 1950 der Koreakrieg ausbricht, erhält er den Auftrag, eine Rakete mit einer Reichweite von 800 Kilometern zu entwickeln â€" daraus geht die "Redstone" hervor, die erste atomare Mittelstreckenrakete der Geschichte, eine Vorläuferin der Pershing. Als die Sowjets 1957 den ersten Satelliten in den Orbit schießen, den Sputnik, und damit die amerikanische Öffentlichkeit in Aufruhr versetzen, ist es Wernher von Braun, der die Amerikaner rasch nachziehen und sie den "Sputnik-Schock" überwinden lässt. Im Januar 1958 befördert eine von ihm konstruierte Rakete einen amerikanischen Trabanten ins All.
Beherzt macht Wernher von Braun sich in den fünfziger Jahren zu einem Advokaten des Wettrüstens und tritt öffentlich für eine Politik der Stärke, ja zur Not für einen Erstschlag gegen die Sowjetunion ein. Seine Fantasie übertrifft schon 1953 alles, was US-Präsident Ronald Reagan später unter dem Kürzel SDI anstreben wird. Seine Ideen entspringen dabei fast eins zu eins seiner Jugendfantasie Lunetta: Ein mit Atomwaffen bestückter künstlicher Erdtrabant in Gestalt eines Rades soll als "endgültige Waffe" den Planeten umkreisen und so den Weltfrieden herbeizwingen.
1955 wird er amerikanischer Staatsbürger. Als er fünf Jahre später mit seinem Team zur 1958 gegründeten Weltraumbehörde Nasa wechselt, ist er längst ein Star.
Dort betreibt er, wie einst in Peenemünde, außeruniversitäre Großforschung unter staatlicher Regie. Alle 13 Abteilungsleiter, die bei der Nasa unter ihm arbeiten, sind Peenemünder. Es ist fast wie in alten Tagen. Nur dass der oberste Dienstherr John F. Kennedy heißt. Der Weg zu den Sternen steht offen. Am 16. Juli 1969 ist Wernher von Braun schließlich am Ziel: Majestätisch erhebt sich seine Saturn-Rakete von Cape Canaveral in den Morgenhimmel und katapultiert drei Astronauten in Richtung Mond. Fünf Tage später, am 21. Juli 1969, kurz vor vier Uhr früh, spricht Neil Armstrong seinen berühmten Satz.

Diese Vorbemerkungen sollen genügen, um Aufmersamkeit für das Folgende zu wecken.

Die USA erhielten tatsächlich die klügsten Köpfe der NS-Raketenwissenschaftler mit ihren Technologien, während die Russen lediglich eine geringe Anzahl Wissenschaftler und Techniker mittleren Ranges "ergatterten".
Wo liegt also der Ursprung für die Konstruktion einer Interkontinentalrakete, die Amerika erreichen konnte? Der Ursprung der "Bündelrakete" liegt in Nazideutschland, wo schon im Jahr 1942 die Idee aufkam, fünf V2-Raketen "zusammenzubündeln" und gleichzeitig abzufeuern, um dadurch eine höhere Hubleistung und Reichweite zu erreichen. Der Plan wurde "Projekt Zossen" genannt. Zwei Modelle wurden mit den V2-Bauteilen angefertigt und im Windkanal getestet. Aber wurde eine lebensgroße Version einer Rakete oder überhaupt einer der anderen Interkontinentalraketenentwürfe, die die Nazis entwickelt hatten, jemals getestet? Wenn ja, dann wäre die logische Wahl Peenemünde gewesen, denn trotz des intensiven Beschusses durch alliierte Bomber war Peenemünde vermutlich der einzige Ort, dessen Einrichtungen die nötige Größe für diese Aufgabe boten.
General Walter Dornberger hat deutlich gemacht, dass das Ziel des Zentrums in Peenemünde schon seit 1939 die Produktion einer Langstreckenrakete war, die New York und andere Ziele an der amerikanischen Ostküste treffen könnte. Und das schließt auch den gesamten europäischen Teil Russlands ein.
In einem Brief vom Oktober 1943 des aufsteigenden "Bevollmächtigten für Geheimwaffenentwicklung" des Reiches, des SS-Obergruppenführers Hans Kammler, bekundet er, dass die Entwicklung der Amerikarakete planmäßig verlaufe. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Nazis um den 10. Oktober 1944 erfolgreich eine Atombombe auf  einer Insel vor der deutschen Ostseeküste von Königsberg bis Kiel getestet haben.
Nun war es an der Zeit, ein zuverlässiges Abschusssystem zu bauen. Der erfolgreiche Test der Amerikarakete und der angebliche Atombombenerfolg führte zu Kammlers Befehl vom 31.1.1945, Peenemünde zu evakuieren.Die Standarderklärung dafür war, dass die Rote Armee jeden Moment eintreffen konnte. Doch die Russen sollten nicht vor dem 4. Mai Peenmünde erreichen. War Peenemünde für 3 Monate eine Geisterstadt? Nach den massiven Luftangriffen der Briten im Jahr 1943 wurde die gesamte V2-Produktion unter die Erde im Mittelwerk Nordhausen evakuiert und ist im Frühjahr 1945 fast abgeschlossen.
Ein Vorfall aus den letzten Kriegstagen wirft Fragen zur ominöse Evakuierung auf. Am 9.3.1945 wurde ein britischer Mosquito-Jagdbomber zur Fotoaufklärung von 3 deutschen Me-262-Düsenjägern aus Peenemünde verjagt. Was benötigte den Schutz von diesen 3 hochmodernen Jets?
Kammlers Evakuierungsbefehl erscheint als ein gerissener Trick des SS-Generals, die Geheimdienste der Alliierten davon abzulenken, was in Peenemünde noch vor sich ging.
Da der Großteil der V1- und V2-Produktion mittlerweile aus Peenemünde in die unterirdischen Anlagen verlegt war, musste dort etwas anderes geschehen.
Es gibt Berichte, dass im Zeitraum März - April - vielleicht bis Mai 1945 mindestens vier Tests einer großen Rakete namens "Thors Hammer" (Amerikarakete) gegeben hat. Drei dieser Raketen flogen angeblich Richtung Atlantik, und die vierte Rakete sollte die Erdumlaufbahn erreichen.
Es gibt noch weitere Hinweise auf mysteriöse Vorgänge in Peenmünde. Die Raketenaktivitäten in den letzten Kriegstagen wurden von den Russen selbst beobachtet und bestätigt. In der spanischen Ausgabe des russischen Wissenschaftsmagazins Sputnik gibt es einen Artikel von 1945 über die Zerstörung einer russischen Munitionsfabrik im Uralgebirge nahe des Flusses Tobol. Dies war offensichtlich ein Raketenangriff der Deutschen, denn die Luftwaffe hatte zu diesem späten Zeitpunkt kaum noch die schweren Bomber zur Verfügung, um diese weite Strecke zurückzulegen.
All dies vorangestellt, ist die Annahme nicht von der Hand zu weisen, dass die Nazis gegen Kriegsende erfolgreich die ersten ballistischen Raketen testeten und es lediglich nicht schafften, diese in Produktion zu bringen. Aber ohne das nötige Leitsystem, das die Raketen ins Ziel lenkten, wären sie nutzlos gewesen. Die Nazis besaßen solche Geräte zur Raketensteuerung - aber das wäre ein neues Kapitel.

MfG  Arkul

Quellen:
ZEIT Geschichte Nr. 3/2011  "Wernher von Braun: Auf der Seite der Sieger"
J. P. Farrel  "Die Bruderschaft der Glocke", Mosquito Verlag, 2009

frank9961

hochinteressant.
danke fürs einstellen. selten sowas ausführliches gelesen!
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

fp123

Hallo Armin,

danke für deinen hochinteressanten Bericht.

mfg
Hans
Geschichte der deutschen Feldpost (1938 -1945) .....was mir gefällt.

Arkul

V-3 Bunker = Geheimwaffenübungsplatz in Międzyzdroje - Zalesie (Polen)

Die Vergeltungswaffe V-3 war eine gigantische Kanone auf einem Fundament und in einem festen Winkel gebaut und sollte Geschosse bis 160 km weit verschießen.
An der Seite des 127 m langen Rohres waren in festen Abständen Nebenräume mit Sprengladungen, die durch zeitgerechte Zündung das Projektil beschleunigten
( siehe Prinzip-Foto ). Die Kanone hatte ein Kaliber von 15 cm, die wie eine Rakete geformten Projektile waren 70 kg schwer und flogen ca. 5 Minuten bis zu einer Höhe von 85 km.
Der Einsatzplan der V-3 sah den Bau eines unterirdischen Komplexes in der Nähe von Calais vor, wo 5 Kanonen in einem Winkel von 51 Grad installiert werden. Die Entfernung bis London ( 152 km ) sollte damit überwunden werden.
Im Januar 1943 wurde das Projekt von Albert Speer dem Führer vorgestellt, der im Mai 1943 die Entwicklung der Superkanone genehmigte.
Hermann Röchling betreute die Entwicklung der V-3, die den Codenamen "Hochdruckpumpe" bekam. Die ersten ballistischen Tests wurden mit 30 m langen Rohren in Hillersleben bei Magdeburg durchgeführt. Ab Mitte 1943 wurden die Tests nach Zalesie bei Misdroy (Miedzyzdroje - jetzt Polen) mit realer Kanonenlänge ( 127 m ) verlegt. Bei den Test der Prototypen barsten oftmals das Rohr bzw. die Projektile erreichten keine stabile Flugbahn durch die hohe Geschwindigkeit. Zwischenzeitlich waren aber schon 20.000 Raketengeschosse hergestellt, so dass man die Versuche nicht einstellte.
Im August 1943 befahl Hitler den Bau des Bunker-Komplexes nahe Calais ( Frankreich ). Dieses streng geheime gigantische Bauprogramm mit dem Codenamen "Projekt Wiese" wurde von der Organisation Todt gebaut.
Die Alliierten sahen den Bunkerbau als ernsthafte Bedrohung für England, so dass am 6. Juli 1944 116 Bomber der RAF das Gebiet anflogen und den Bunker komplett zerstörten. Am 5.9.1944 nahmen kanadische Truppen den Komplex ein.
SS-Gruppenführer Hans Kammler wollte jedoch bei Hitler den Nutzen dieser Waffe beweisen und erhielt im Rahmen der Ardennenoffensive die Erlaubnis, zwei Kanonen mit einer Lauflänge von 50 m bei Lambaden ( Flandern ) zu installieren, um Luxemburg unter Beschuss zu nehmen. Die Kanonen schossen 42 km weit in der Zeit vom 30.12 44 bis 22.2.1945. Dabei waren 10 Tote und 35 Verwundete die einzigen Opfer des Einsatzes der V-3 zu beklagen.

MfG  Arkul

Quellen:
http://www.bunkierv3.pl/de/index_de.html
https://projectgrenzeloosgroep08.wordpress.com/de-v3/

Arkul


leger_de

Hier mal ein Feldpostbrief der einzigen aktiv schießenden V3-Einheit in Vorbereitung des Einsatzes gegen Luxemburg:
FP-Brf. mit Tarnstempel VII-v 17.11.1944 und Brf-St. Oberkommando des Heeres - Tr. Vers. Kdo. Jn4 sowie V-Waffen-Zensur eines Obergefreiten bei FP-Nr 58268b = 1. Batterie Artillerie-Regiment 705
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Moschus

Hallo Leger_de,
besten Dank für die Ansicht des wohl einzigartigen Belegs!
Wo gibt es bitte zu dieser schießenden Einheit noch Einen?

                                        Grüße,  Moschus

Arkul

Die V - Waffen im Ãœberblick  -  von der V1 bis zur V4

Auf der Suche nach "Wunderwaffen", mit denen Hitler den Krieg mit einem Schlag gewinnen wollte, zogen die industrielle und militärische Elite Deutschlands an einem Strang. Letztlich wurden alle am Bau und der Bedienung von Hitlers Vergeltungswaffen, allgemein bekannt als "V - Waffen", beteiligten Wissenschaftler und Techniker zuerst ins Militär eingezogen und dann der Kontrolle der SS unterstellt. Auch Wernher von Braun und seine Kollegen in der Heerestechnischen Versuchsanstalt Peenemünde auf der Insel Usedom wurden als Mitarbeiter der Versuchsabteilung Nord ins Militär eingegliedert. Jeder dieser "Wissenschaftssoldaten" hatte einen militärischen Rang.

Die V 1  ( Fi 103 )
Unabhängig von Dornbergers und Brauns Arbeiten am Bau ballistischer Raketen entwickelte das Oberkommando der Luftwaffe seine eigenen Fernraketen. Ende der 1930er Jahre erteilte die Luftwaffe den Fieseler Flugzeugwerken, die auch das berühmte Flugzeug "Fieseler Storch" bauten, den Auftrag zum Bau einer geflügelten Unterschallrakete mit Strahltriebwerk. Die Fi 103 startete im Dezember 1941 von einer Rampe im Luftwaffengelände Peenemünde zu ihrem Jungfernflug. Obwohl mit dem Staustrahltriebwerk Geschwindigkeiten von 640 km/h erreicht werden konnten, brauchte die V1 (mit einem Gewicht von 2180 kg, hiervon 841 kg Sprengstoff) zusätzlichen Schub beim Start. Dieser wurde durch eine kolbenähnliche, mit Wasserstoffperoxid betriebene Katapultvorrichtung auf der Abschussrampe erzeugt.
Verglichen mit der A 4 ( V 2 ) war die Fi 103 ( V 1 )  in ihrer Herstellung und ihrem Einsatz rentabler. Sie wurde von einfachen Stahlbetonschienen abgeschossen und konnte zwischen 250 und 320 km weit fliegen.
1942 erteilte Hitler den Befehl zur Serienproduktion, um sich abzusichern, falls das V2-Projekt nicht verwirklicht wird. 2000 Raketen monatlich sollte das Fieseler-Werk produzieren.
Der Flak-Waffe der Luftwaffe wurde die Verantwortung für das V1-Projekt übertragen. Im August 1943 wurde das Flak-Regiment 155 gebildet und dem Kommando von Oberst Max Washtel unterstellt. Es erhielt den Auftrag, entlang der französischen und belgischen Nordküste ein Netz aus Abschussanlagen zu errichten und mit der Bombardierung Englands zu beginnen. Bis Ende Juni 1944 schossen die Deutschen pro Tag 120 bis 190 V-1-Raketen ab, davon wurden ca. 2000 auf England gerichtet, von denen die meisten um London landeten. Die Anfangs von den V1 überraschten Briten bauten schnell eine Abwehr auf und fingen eine beträchtliche Zahl der Flugkörper ab. Der alliierte Vormarsch über Europa im Sommer 1944 schränkte die Aktivitäten des Fla-Regim.155 weiter ein, deshalb war Ende August 1944 nach dem Abschuss von 8554 Raketen die erste Phase der V1-Offensive vorbei. Das Regiment 155 trat den Rückzug nach Deutschland und den Niederlanden an, um dort umorganisiert zu werden und die Operationen wieder aufzunehmen.

( Fortsetzung folgt )

MfG  Arkul

Quelle:  Tim Ripley "Die deutschen Spezialeinheiten und ihre Waffensysteme"

Arkul

Die V - Waffen im Ãœberblick  -  von der V1 bis zur V4

Nach dem Bombenattentat auf Hitler im Juni 1944 riss die SS schnell die Kontrolle über die V-Waffen an sich. SS-Gruppenführer Hans Kammler, Beauftragter für Baufragen der Fertigung, erhielt die Leitung über die V-Waffen, Dornberger wurde zu seinem Stellvertreter degradiert. Bis Januar 1945 war es Kammler gelungen, seine Macht so weit auszudehnen, dass er jetzt auch die volle Kontrolle über das V1-Programm der Luftwaffe hatte.

Die V 2   ( A 4 )

Die Vergeltungswaffe V2 war die erste unbemannte, im Kampf eingesetzte ballistische Rakete. Die Serienversion hatte eine Höhe von 14 m, einen Durchmesser von 1,65 m und ein Gewicht von über 12.000 kg. Dank eines Raketenantriebs mit flüssigem Sauerstoff und Alkohol konnte sie einen Sprengkopf von 1.000 kg über eine Strecke von bis zu 340 km tragen.
Ein riesiges Produktionsnetzwerk wurde eingerichtet, um mit der Serienproduktion der Waffe zu beginnen, wobei die endgültige Montage in Peenemünde, Österreich und Norddeutschland erfolgen sollte. Bei einer Spitzenauslastung der Montage von 950 Raketen im Monat wollte man Großbritanien in die Knie zwingen. Dornberger wurde zum Generalmajor befördert und mit der Überwachung der Operationen in Peenemünde beauftragt.
Bis zum Sommer 1943 erfolgte die Einrichtung der Ausbildungs- und Versuchsbatterie 444 für die Ausbildung der Soldaten, die die V2 abschießen sollten. Rund 12.000 Mitarbeiter waren jetzt in der Versuchsanstalt beschäftigt.
Nach dem Angriff eines RAF-Bomberkommandos am 17./18. August 1943 auf Peenemünde verfehlten die 227 Bomber die Produktinsanlagen und trafen ein Gefangenenlager mit Zwangsarbeitern. Die Deutschen beschlossen deshalb, die Versuchsanstalt zu schließen, nicht wegen der angerichteten Schäden, sondern weil ihnen klar wurde, dass die überirdischen Anlagen viel zu verwundbar waren. Tief im Innern Polens wurden neue Versuchsgelände angelegt, und eine Fabrik für die Untertageproduktion unter einem Berg bei Nordhausen in Mitteldeutschland gebaut. Peenemünde blieb jedoch das administrative Schlüsselzentrum für das V2-Programm.
Nachdem die im Januar 1944 in Frankreich errichteten Startbunker als Abschussbasis von der RAF und USAAF noch vor Inbetriebnahme zerstört wurden, entwickelte man im Sommer 1944 zwei mobile Abschusseinheiten.
Der allererste Angriff einer V2-Rakete von einer mobilen Abschussvorrichtung wurde am 8. September 1944 von der Batterie 444 durchgeführt; das Ziel war Paris. Am gleichen Tag schoss die Nordgruppe eine weitere V2 auf London ab. Im Laufe der nächsten 8 Monate wurden über 2.500  V2  von mobilen Einheiten auf Südostengland, Antwerpen und Paris abgeschossen. Im Winter 1944 bis ins Jahr 1945 hielten die V2-Mannschaften ihren tödlichen Beschuss aufrecht, erst der Vormarsch der alliierten Truppen zwang sie zum Rückzug aus den Niederlanden. Die letzte V2 wurde am 27. März 1945 auf London gestartet.

( Fortsetzung folgt )

MfG  Arkul

Quelle:  Tim Ripley "Die deutschen Spezialeinheiten und ihre Waffensysteme"

Moschus

Hallo Armin,
da hat Heinrich sicherlich eine gute Einleitung geliefert!
Was Frank schon erwähnte, hochinteressantes zum lesen!
Über V-Waffen hört man immer gerne neues, was man so noch nicht wusste.

Freue mich schon auf die Fortsetzung!

                                        Schöne Grüße, Hans