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Autor Thema: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost  (Gelesen 2717 mal)

Offline Manfred

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Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« am: 03. Dezember 2020, 17:02:44 »
Nachfolgend drei Briefe eines Gefreiten mit der Feldpostnummer 01727B, Grenadier Regiment 309, 208. Infanterie Division, Schlesien, abgefertigt am 12. März, 25. März und 11. April 1945.

Die Briefe zeigen handschriftliche Durchhalteparolen. Zwei Mal „Heim nur als Sieger“ und ein Mal „Nicht reden - sondern handeln“.

Alle drei Belege gingen nach Wien und wurden dabei überrollt. Der Brief vom 25. März ist ein sowjetischer Überroller mit handschriftlichem Datumsvermerk vom 16. Mai 1945. Die beiden anderen Briefe vom 12. März und vom 11. April gelangten durch die Endkriegsereignisse (Vormarsch der Roten Armee und Einnahme Wiens) nach Linz, wo sie nach Einmarsch der Amerikaner zensiert wurden. Die Weiterleitung erfolgte erst nach Öffnung des Interzonen-Postverkehrs im Oktober 1945.

Was mögen sich wohl die möglichen Zensoren bei solchen handschriftlichen Zusätzen so kurz vor Kriegsende gedacht haben?

Grüsse
« Letzte Änderung: 05. Mai 2024, 16:29:03 von Manfred »

Offline Bodo35

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #1 am: 03. Dezember 2020, 19:06:32 »
Hallo Manfred,
schöne Überroller zeigst du da. Wie kommst du denn bei dem mittleren auf einen russischen Überroller?
Gruß Bodo35
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Offline Manfred

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #2 am: 03. Dezember 2020, 19:44:32 »
Hallo Bodo35

Als russische Überrollerpost würde ich die aus den letzten Monaten des Krieges in den russischen Einflussbereich Österreichs gelangten Poststücke bezeichnen. Häufiger zu sehen sind Postanweisungen insbesondere nach Wien.

Die Belege tragen keine Zensurstempel oder Verschlussstreifen wie solche von den Briten oder Amerikanern bearbeiteten Stücke. Zu erkennen evtl. an privaten Eingangsvermerken oder generell an Sendedaten und Zielort.

Die Wiener Operation fand zwischen dem 16. März und dem 15. April 1945 statt.

Grüsse
« Letzte Änderung: 03. Dezember 2020, 19:53:12 von Manfred »

Offline Bodo35

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #3 am: 03. Dezember 2020, 22:43:57 »
Hallo Manfred,
also machst du diese anhand der Daten fest. Ich kenne die russischen Zensurbriefe wie du bereits geschrieben hast auch nur ohne Zensurstreifen und Stempel mit Ausnahme der in der SBZ. Da wurden In den verschiedenen Bezirken Zensurstempel benutzt. Alle geöffneten Briefe der Russischen Besatzungszone die ich habe wurden mit Kleber oder ähnliches primitiv wieder verschlossen. Daran sind die zu erkennen. Hat denn deiner solche Merkmale? Sonst würde ich hier ehr von liegengebliebener Post als von Überroller ausgehen. Nur meine ganz persönliche Meinung dazu.

Gruß Bodo35
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Offline Manfred

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #4 am: 04. Dezember 2020, 07:47:27 »
Hallo Bodo35

Beim Googeln habe ich dieses Erklärung gefunden:

Alfred Meschenmoser definiert in seinem Buch "Überroller-Post von 1945 - 1949 vom 'Dritten Reich' in das 'Nachkriegs-Deutschland'" diese postalischen Belege wie folgt:

"Überroller sind postalische Belege, die noch im 'Dritten Reich', also vor der Besetzung durch die Alliierten, aufgegeben, aber erst nach der Besetzung, also im Nachkriegs-Deutschland, zugestellt bzw. zurückgegeben wurden."

Meiner Meinung nach muss ein Überroller nicht unbedingt zensiert sein. Auch der von mir gezeigte Brief trägt keine Zensurmerkmale. Er wurde im März 1945 bei der Feldpost aufgegeben, ist aber sehr wohl liegengeblieben. Und er wurde vor der Besetzung durch die Alliierten aufgegeben und erst nach der Besetzung von den Russen in Wien zugestellt oder zurückgegeben.

Ich würde also sagen, bei dem gezeigten Beleg handelt es sich um einen „unzensierten liegengebliebenen russischen Überroller“, der erst später zugestellt wurde. Darauf deutet auch das handschriftliche Datum vom 16. Mai hin.

Die von Dir beschriebenen von den Russen zensierten Briefe aus der SBZ der Nachkriegszeit wären nach dieser Definition keine Überroller wenn sie erst nach Kriegsende verschickt wurden. Oder wurden sie noch vor Kriegsende verschickt?

Aber vielleicht gibt es auch andere Definitionen zu Überrollern. Das würde mich sehr interessieren.

Jedenfalls vielen Dank für Deinen Kommentar. Manchmal macht man sich erst richtig Gedanken, wenn man gefragt wird.

Grüsse
« Letzte Änderung: 04. Dezember 2020, 09:48:06 von Manfred »

Offline Bodo35

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #5 am: 06. Dezember 2020, 07:43:18 »
Hallo Manfred,

ja, das Thema Überroller ist so eine Sache. Ich habe mir das Heft von Meschenmoser nach deinem Beitrag auch nochmal zur Hand genommen und darin gelesen. In der Tat spricht Meschenmoser  von stummen Überrollern, sagt aber auch, dass es immer eine Sache des Glaubens ist diesen handschriftlichen Ankunftsvermerken zu vertrauen. Da ist natürlich der Durchlauf eines Beleges durch die Zensurstelle der neue Besatzungsmacht viel aussagekräftiger. Auch andere postalische Weiterbeförderungsvermerke sind immer sehr hilfreich um die Beförderung lückenlos nachzuvollziehen. Wie der Russe die liegengebliebene Post behandelt hat, da ist Meschenmoser leider auch nicht so recht drauf eingegangen. Nur, dass der Russe den Postverkehr wesentlich früher zuließ und das die Zensur ein geheim zuhaltender Vorgang gewesen sei. Ferner gibt er an, dass auch die Überroller lückenlos durch die Zensur gelaufen sein sollen, da Post nur weiterbefördert wurde, wenn Sie von der Zensurstelle kam. Soweit Meschenmoser mit dem Forschungsstand  von 1984. Wie sich der weitere Forschungsstand bei Überrollern in der russischen Zensur entwickelt hat, kann ich leider auch nicht sagen. Nur soviel, dass es bis heute nicht ein Beleg gibt der einen Zensurstempel auf Überrollerpost aufweist. Den von mir beschriebenen Stempel gab es in der Tat erst später. Hier habe ich mal eine Rückseite angehängt mit so einem Zensurstempel. Der Beleg ist aus Wenigerode/Harz nach Glücksstadt/Schleswig im August 1947 befördert worden und wurde gegenüber dem britischen Zensurstreifen geöffnet und mit Kleber wieder verschlossen. Hier handelt es sich also auch noch um eine Doppelzensur. Soweit der kleine Ausflug in die alliierte Zensur.

Gruß
Bodo35
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Offline Manfred

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #6 am: 06. Dezember 2020, 08:51:00 »
Danke Bodo35 für Deine Antwort und Erläuterungen.

Grüsse
Manfred

Offline frank9961

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #7 am: 06. Dezember 2020, 17:36:31 »
ich selbst habe bis jetzt noch keinen überroller aus dem wieder raum gesehen, der auch nur irgendeinen zensurvermerk aufweisst.
manch handschriftliches mit datum oder ähnliches halte ich oft für ankunftsvermerke des empfängers. reine zensurvermerke mit datum und auch einem kürzel oder stempel des zensors habe ich bis jetzt noch nicht gesehen. die amerikaner und auch engländer haben zensurstempel verwendet. der russe war da noch längst nich soweit....
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

Offline leger_de

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #8 am: 06. Dezember 2020, 22:24:04 »
Hallo,
ich habe hinsichtlich der Überroller in sowjetisch besetzte Gebiete mal einige Belege herausgesucht, die evtl. exemplarisch für die Handhabung bei Überrollern durch diese Besatzungsmacht stehen könnten. Allen Belegen ist gemein, dass Sie keine definierten, amtlichen Zensurmerkmale aufweisen. Das trifft auch auf weitere Belege zu, die ich gesehen habe. Lediglich Briefmarken und Stempel mit NS-Symbolik wurden geschwärzt. Dies war in der Anfangszeit der SBZ wohl auch bei zivilen Überrollern übliche Praxis.

1.)  9.4.45 vom OKM Bernau b. Berlin nach Salzwedel => geschwärzter Briefstempel
2.) 20.3.45 von 00542A = Kommando 702. Infanterie-Division (Drontheim / Norwegen) nach Halle/Saale => geschwärzter Normstempel
3.) 22.3.45 von 00519 = Kommandant des Kriegsgefangenen-Bezirk Norwegen nach Brehna (Sachsen-Anhalt) => geschwärzter Briefstempel
4.) 28.3.45 Luftfeldpost von 09919 = 3. Kompanie Armee-Nachrichten-Regiment 550 (Norwegen) nach Auerbach/Vogtland => geschwärzte LuFp-Marke
5.) Datum? Durch dt. Feldpost eines dt. Mitarbeiters bei der NORDAG A/S nach Drebkau / Niederlausitz => geschwärzte Hitler-Freimarke
6.) 3.4.45 Zivile Karte aus Leipzig nach Markkleeberg => geschwärzte Hitler-Freimarke

Alle Briefe weisen keinerlei Öfnungsmerkmale oder andere Zensuren auf. Aufgrund der Menge der anfallenden Post sicher auch schwer zu bewältigen. Genau genommen waren die Briefinhalte ja i.d.R. auch völlig ohne Belang. Der Russe hat gewonnen, Deutschland ist besetzt, militärische Details unerheblich...
Beste Grüße
Leger_de
Sammle alles zum Thema Feldpost 1939-45 inkl. Vor- und Nachläufer / Speziell Thematiken Afrika, Feldpost-Auslandsbriefverkehr, Ausländer in deutschen Diensten, Sonder-Waffen (Kleinkampf-Verbände, V-Waffen u.ä.)

Offline Bodo35

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #9 am: 07. Dezember 2020, 06:23:23 »
Hallo leger_de,

besten Dank für die schönen Beispiele und die Beschreibungen der Überrollerpost. Diese entsprachen genau so den Vorschriften. Diese wurden gerade in der SBZ nicht immer so genau genommen und so finden sich auch noch Hitlermarken auf Belegen ohne Schwärzung nach dem 08.05.45 in Gebrauch.


 Ich habe das Thema mal geteilt und in die Rubrik Überroller verschoben, damit es nicht verloren geht. Ist doch recht spannend, was auch so an Belegen zusammen kommt.

Gruß Bodo35
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Offline Bodo35

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #10 am: 19. Dezember 2020, 07:09:09 »
Hier habe ich zum letzten Beitrag noch ein schönes Beispiel. Der Brief normale Post leider keine Feldpost aus Jena am 28.03.1945 nach Ansbach (Mittelfranken) versendet. Da der Empfänger nach der Aufschrift bereits abgereist ist wurde der Brief von Ansbach mit dem Tagesstempel am 15.07.1946 wieder an den Absender zurückgeschickt. Ich kann mir vorstellen, dass der Postbeamte den Stempel von Ansbach bewusst auf die Hitlermarke gesetzt hat um diese somit durch Tagesstempel unkenntlicher zu machen. Dies ist aber ein schöner Beleg dafür, dass ein Überroller nicht immer nur durch Schwärzungen oder Zensur als Überroller erkannt werden kann, sondern auch durch postalische Bearbeitung.

Gruß
Bodo35
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Offline hw33175

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Re: Handschriftliche Parolen auf Überrollerpost
« Antwort #11 am: 27. Dezember 2020, 18:40:19 »
Hallo!
Hier ein Fp. Faltbrief von der Fp. Nr.: 11445C = Aufkl. Abt. 400 / U.: Heerestruppe / Italien v. 22.3.45 "e" in die Heimat,
Postgebietsleitzahl (22).

Überroller:
Darauf handschriftlicher Vermerk aus der Empfängerfamilie:
Diese Briefe sind am 4.4.46 hier angekommen. gez. Unterschrift

HW33175

 

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