Feldpostbrief eines Volkssturm-Mannes aus Dresden von der Oderfront mit rotem Briefstempel „Deutscher Volkssturm Gau 27, Stabskompanie, 95. Bataillon“. Ortstagesstempel Dresden A30 vom 26. Februar 1945, gesendet nach Pirna/Sachsen.
Absenderangabe:
Vst.-Mann Alfons Wahl
95. Volkssturm-Batl., Stabskompanie
Postabholstelle: Postamt 2 Fürstenwalde/Spree
Aus dem Text vom 24. Februar 1945:
„Lieber Alfred! Ich habe heute eine Bitte an Dich. Ich habe nun schon so viele Briefe nach Hause geschrieben, bis jetzt aber noch keine Nachricht erhalten. Ich bin deshalb in grosser Sorge. Hier kursieren die wildesten Gerüchte über die Luftangriffe auf Dresden. Du kommst doch bestimmt einmal nach Dresden. Bitte tue mir den Gefallen und geh einmal mit zu meiner Wohnung vorbei. Vielleicht liegt es auch daran, dass von Dresden kaum Post abgeht. Ich will nicht das schlimmste denken, aber wenn man keine Nachricht erhält, dann hat man so eine innere Unruhe, dass man fast krank dabei wird. Also bitte, lieber Alfred, Du erweisest mit den Dienst. Mit selbst geht es so leidlich gut. Ich habe einige schwere Wochen hinter mir. Wir liegen hier bei Finkenheerd zuerst an der Oder und jetzt am Oder-Spree Kanal. Ich hätte nie geglaubt, dass man eine vollständig unausgebildete Truppe sofort an die Front legt. Als wir wegfuhren waren wir 604 Mann, jetzt noch 350. Gefallen, vermisst, verwundet, das innerhalb 3 Wochen. Ich könnte Dir noch so mehr über den Volkssturm schreiben, doch dazu fehlt hier der Platz. Ein grösseres Verbrechen können sie am deutschen Menschen nicht begehen. Doch allzu lange kann doch dieses Morden wohl nicht mehr dauern. Wir wollen nur hoffen, dass wir es überleben. Grüsse bitte Deine Frau und Deine Schwiegereltern mit von mir und sei selbst herzlich gegrüsst. In Erwartung Deine baldigen Nachricht. Alfons“
Das Bataillon wurde um den 22. Januar 1945 herum aufgestellt.
Nachdem sich die Einheitsführer in Richtung Heimat abgesetzt hatten, übernahm ein Wehrmachtsoffizier das Volkssturm-Bataillon. Kurze Zeit später wurden sämtliche Volkssturm-Männer unter 50 Jahren von der Wehrmacht übernommen, über den Rest liegen bis dato keine Infos vor. (Quelle: Forum der Wehrmacht)
An der Oderfront kamen Volkssturmeinheiten aus verschiedenen Gauen zum Einsatz, um den Angriff der Roten Armee auf Berlin zu stoppen. Entweder wurden die Briefe am Ortspostamt aufgegeben oder heimreisenden Soldaten mitgegeben. Es wurden auch Sammelsendungen an die entsprechenden Volkssturm-Stellen in den Heimatorten geschickt, von wo aus dann die Post weitergeschickt wurde.
Grüsse